Prof. Dorothea Mink
For English version see below
LEHRGEBIET
Modedesign, Experimenteller Entwurf
LEHRE UND LEHRKONZEPT
Bekleidung ist neben Essen und Trinken, dem Wohnen und Kommunizieren eines unserer elementaren Bedürfnisse. Kleidung ist unsere zweite Haut. Eine meiner Kernfragen in der Lehre ist, wie aus Bekleidung Mode wird, mit der sich ein Mensch identifizieren kann. Für die Hochschulausbildung in der Mode bedeutet dies eine intensive Beschäftigung mit dem menschlichen Ausdruck und der Körperwahrnehmung. Stehen bei Bekleidung die Funktion und der Nutzen im Vordergrund, so haben die Zeichen der Mode immer eine tiefergehend menschlichere Bedeutung. Mode steht für zwischenmenschliche Kommunikation, Mode steht für den Ausdruck eigener Identität. Für die Studierenden bedeutet dies: Es gilt die Grundbegriffe menschlicher Kommunikation zu durchschauen und diese Erkenntnisse in eigene Entwurfsthemen zu transferieren.
Die Mode ist zu einem multitonalen, komplexen Phänomen der zwischenmenschlichen Informationsvermittlung geworden, grenzüberschreitend zwischen den Geschlechtern und den Generationen, universal im Ich und im Wir. Kleidung, Schmuck, Frisur oder Kosmetik zählen nur noch zu den primären Oberflächen modischer Gestaltung. Bodybuilding, Bodyshaping, Bodyforming, Trivialkunstwerke wie Tattoos, Piercings oder Brandings sollen die tieferen Schichten des Selbst an die Oberfläche transportieren.
Der praktische Prozess der Modellentwicklung hat eine hohe Priorität in meiner Lehre: anschaulich und nachvollziehbar wird vermittelt, wie zwei-dimensionaler Stoff mit unterschiedlichen Methoden in drei-dimensionale Körperarchitekturen geformt werden kann. Im Fokus stehen dabei
ein ästhetisch freier Blick auf den menschlichen Körper, seine komplexen Lebenswelten und ein zunehmendes Interesse an Materialien und Materialität, Themen wie neue Technologien, schwindende Ressourcen, Nachhaltigkeit und Recycling. Die neuen Parameter der Ausbildungsziele umschließen Meta-Themen wie Identität, Heimat, Umwelt, Mobilität, Digitalisierung und andere unmittelbare Lebensfragen.
GRUNDLAGENVERMITTLUNG BA
In den auch kooperativ möglichen Grundlagenangeboten wird in praktischen, gestalterischen Übungen zu Form, Material und Farbe – exemplarisch, doch immer mit Bezug auf den Körper, auf Mode und körpernahe Produkte – experimentiert. Dabei werden Methoden und Strategien zur Ideen- und Entwurfsfindung analog und digital in 2D und 3D erprobt. Erste Rechercheübungen werden unternommen und das Entstandene gemeinsam reflektiert.
GESTALTERISCHE PRAXIS BA
In Lehrveranstaltungen zur weiterführenden gestalterischen Praxis durchlaufen die Studierenden in Individual- oder Teamprojekten jeweils einen kompletten exemplarischen Gestaltungsprozess von der Recherche bis hin zur spezifischen Umsetzung in den Werkstätten. Von der Vorerfahrung abhängig entstehen dabei Modelle (realistisch eins-zu-eins oder im Sinne von Prototypen) und auch experimentelle kleinere Kollektionen inklusive Accessoires. Die Projekte können hier bereits in internen und externen Kooperationen stattfinden. Deren Ausrichtung wird in allen Entwicklungsstufen des Prozesses, vor allem auch „peer to peer“, kritisch hinterfragt. Idealerweise begleitet ein abgestimmtes Theorie- und Wissenschaftsangebot die Lehrveranstaltungen. In kollaborativen Projekten, die erfahrungsgemäß mit einer Vielzahl von Designgebieten wie Produkt, Raum, Stilles und Bewegtes Bild, Illustration, Grafik, Performance realisierbar sind, kann die besondere Bandbreite und der Einfluss von Mode auf Gestaltung im weitesten Sinne erlebt und erprobt werden.
MASTER
Im Masterstudium werden die Studierenden individuell zu ihren Mastervorhaben begleitet. Ziel ist immer die Herausbildung bzw. Festigung einer eigenständigen kreativen Identität. Projekt- und Betreuungsangebote können einerseits eine weiter vertiefende Spezialisierung in der Mode, zum Beispiel in der Modellentwicklung, in der Kollektionskonzeption oder in der Konzeption eines eigenen Labels. fördern. Sie können andererseits durch die breite Verortung der Mode mit diversen Schnittstellen und Kooperationsmöglichkeiten – in der Praxis wie in der Theorie – auf eine Neuverknüpfung von Disziplinen und Tätigkeitsfeldern als interdisziplinäre Vorhaben zielen.
AKADEMISCHE QUALIFIKATION UND LAUFBAHN
1988 Diplom in Modedesign, FH Hamburg
1995 Berufung zur Professorin an der FH Hannover
2002 Berufung an die Hochschule für Künste Bremen
Seither aktiv tätig in unterschiedlichen Feldern und Gremien der Hochschul-Selbstverwaltung wie zum Beispiel das Amt der Frauenbeauftragten, das Amt der Pro-Dekanin, Mitglied des Akademischen Senats der Hochschule, Mitglied des Fachbereichsrats Kunst und Design, Mitglied des Prüfungsausschusses Kunst und Design.
BERUFLICHER UND KÜNSTLERISCHER WERDEGANG
Seit 1988 als Modedesignerin tätig für:
Miss Britt, Olsen, Wolfgang Joop, Jil Sander, diverse freiberufliche Tätigkeiten;
1993 bis 1994 Lehraufträge an der FH Hamburg; 1995 bis 2002 Professorin an der FH Hannover; seit 2002 Professorin an der HfK Bremen
TÄTIGKEIT ALS GUTACHTERIN
DAAD, jährliche Vergabe von internationalen studentischen Stipendien im Aus- und Inland; ACQUIN, Akkreditierungs-, Zertifizierungs- und Qualitätssicherungs-Institut (u. a. Weißensee Kunsthochschule Berlin; Universität der Künste Berlin); sowie als externe Gutachterin für Berufungsverfahren an Kunsthochschulen (Universität der Künste Berlin; Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Campus Design)
PROJEKTE UND KOOPERATIONEN
(exemplarisch aus der jüngeren Vergangenheit)
2020 Neo.Fashion Groupshows
für Absolvent*innen von 7 staatlichen Hochschulen,
mit Prof. Ursula Zillig; Neo Fashion Orchestra zusammen mit Prof. Raphael Sbrzesny
2019 Neo.Fashion Groupshows
für Absolvent*innen von 4 staatlichen Hochschulen
2017 A_Life
Modeperformance Absolvent*innen und Studierende, Bremen,
mit Prof. Ursula Zillig und Prof. Kai Lehmann
2016 _UNTER
Modeperformance im Aquarium des Berliner Zoos im Rahmen der MBFW Berlin
2016 ACHT
Modeperformance der Absolvent*innen im Rahmen der MBFW Berlin,
mit Prof. Ursula Zillig und Prof. Kai Lehmann
INTERNATIONALE TAGUNGEN, PUBLIKATIONEN, VORTRÄGE UND AUSSTELLUNGEN
2005 Die Tagung FASHION BODY CULT
2007 erschien das gleichnamige deutsch-englische Buch bei ARNOLDSCHE Art Publishers, herausgegeben gemeinsam mit Prof. Dr. Elke Bippus.
2010 Die Tagung OUT OF ORDER – STÖRUNG ALS PRINZIP, entwickelt gemeinsam mit Prof. Dr. Andrea Sick. Die damit einhergehende Ausstellung und Performance im Wilhelm Wagenfeld Haus Bremen wurde zusammen mit dem Kopenhagener Künstlerduo Vibskov & Emenius gestaltet.
2011 Herausgeberin des englisch-sprachigen Buches dazu bei ARNOLDSCHE Art Publishers.
2017 BREATHE Vol. 1, An Idea About Fashion, herausgegeben gemeinsam mit Prof. Andrea Rauschenbusch und dem Fotografen Joachim Baldauf.
2019 CHARLES JAMES – THE COUTURE SECRETS OF SHAPE; englisch-sprachige Publikation bei Spector Books, Leipzig und artbook (D.A.P.) New York; herausgegeben gemeinsam mit Homer Layne und Prof. Iris Maria vom Hof
FORSCHUNG
2012 bis 2019 Wissenschaftlichen Beschäftigung mit Leben und Wirken des britisch-amerikanischen Couturiers
Charles James (1906 bis 1978).
2014 MY LIFE WITH CHARLES JAMES AT THE CHELSEA HOTEL; Vortrag im Museum des Fashion Institute of Technology NYC gemeinsam mit Homer Layne (James’ langjährigen Assistenten bis zu dessen Tod und dessen postumen Archivar)
2015 MY LIFE WITH CHARLES JAMES AT THE CHELSEA HOTEL; Vortrag im Kulturforum Berlin zusammen mit Homer Layne
02. 2019 CHARLES JAMES – THE COUTURE SECRETS OF SHAPE; Europäische Book Launch und Ausstellung mit dem Amerikanischen Couturier Rick Owens in Paris, Joyce Gallery, Jardin du Palais Royale; gemeinsam mit Homer Layne und Prof. Iris Maria vom Hof
03. 2019 Amerikanische Book Launch und Vortrag gemeinsam mit Homer Layne im Museum des Fashion Institute of Technology, New York
https://www.youtube.com/watch?v=8ZOGY1G0NCQ
06. 2019 Ausstellung mit dem amerikanischen Couturier Rick Owens und Talk in der Fondazione Sozzani,
10 Corso Como, Milano
10. 2019 Members Talk im Victoria & Albert Museum, London; gemeinsam mit Homer Layne
Dorothea Mink has been a professor for fashion design and experimental fashion in the department for integrated design at the University of the Arts Bremen since 2002.
From 1995 to 2002 she was professor for fashion design in the department of design and media at the University of Applied Sciences and Arts Hanover. She has taught in the department of fashion design at the Hamburg University of Applied Sciences from 1993 to 1995. Mink has studied fashion design at the Hamburg University of Applied Sciences from 1983 to 1988 and has worked at a number of fashion houses from 1985 to 2004, among them the labels of Jil Sander and Wolfgang Joop.
Select publications: Charles James – The Couture Secrets of Shape, Spector Books, Leipzig 2019 and artbook (D.A.P.) New York 2019; written and developed in cooperation with Homer Layne, who worked with James as his last assistant for almost a decade until the couturier’s passing in 1978. The book analyzes the great designer’s remarkable innovations and provides a wealth of information and insights on his craftsmanship and method for the uses of designers today. https://www.youtube.com/watch?v=8ZOGY1G0NCQ
Out of Order – Disruption as a Principle (based on a symposium), arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2011. Fashion Body Cult (bilingual publication based on a symposium, co-publisher), arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2007.