Kammerchor-Konzert: ...et in terra pax...
Kammerchor-Konzert: ...et in terra pax...
4. Juli 2023, 20 h / St. Johann-Kirche Osnabrück
5. Juli 2023, 20 h / St. Ansgarii-Kirche Bremen
Konzert mit dem Kammerchor der HFK Bremen unter der Leitung von Detlef Bratschke.
Im Mittelpunkt des Konzertes steht die Messe für zwei vierstimmige Chöre von Frank Martin, eines der bedeutendsten a-cappella-Werke des frühen 20. Jahrhunderts.
Frank Martin wurde als zehntes und letztes Kind des calvinistischen Pfarrers Charles Martin am 15. September 1890 in Genf geboren. Bevor er zur Schule kam, spielte er bereits Klavier und improvisierte. Als Zwölfjähriger hörte er eine Aufführung der Matthäus-Passion, die ihn tief bewegte; Zeit seines Lebens verehrte er Bach als den größten Meister. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums studierte er zwei Jahre Mathematik und Physik an der Universität Genf und gleichzeitig Komposition und Klavier bei Joseph Lauber. Von 1918 bis 1926 hielt er sich in Zürich, Rom und Paris auf.
In dieser Zeit schrieb Martin seine doppelchörige Messe, deren Entstehung sich über mehrere Jahre erstreckte: Kyrie, Gloria, der erste Teil des Credo und Sanctus entstanden 1922, der zweite Teil des Credo 1924, das Agnus Dei schließlich im Jahre 1926. Der musikalische Stil seiner Messe orientiert sich an verschiedenen Vorbildern: Kyrie, Sanctus und Agnus Dei sind von gregorianischer Melismatik inspiriert, hingegen erkennen wir insbesondere am Ende des Gloria und in einzelnen Abschnitten des Credo klar das Vorbild Bachschen Kontrapunkts mit seinen virtuosen Koloraturpassagen, das Ganze basierend auf einer dem Impressionismus nicht fernen Klanglichkeit.
Martin hatte nicht die Absicht, seine Messe jemals zu veröffentlichen und aufzuführen. Erst 1962 entdeckte der hamburgische Kantor Franz W. Brunnert vermutlich durch einen Zufall die Ankündigung der Messe in einem alten Verlagskatalog. Sogleich bat er Martin um die Zusendung der Noten "zu Studienzwecken", worauf es am 2. November 1963 in Hamburg durch die Bugenhagen-Kantorei unter Leitung von Franz W. Brunnert zur Uraufführung des Werkes kam.
Angesprochen auf die Gründe für diese lange Zeit zwischen Entstehung und Uraufführung gab Martin an, dass er die Messe aus einer tiefen Religiösität heraus geschrieben habe. Berühmt geworden ist das Zitat, die Messe sei "eine Sache zwischen Gott und ihm". An anderer Stelle sagte Martin über seine Messe: „Ich kannte zu dieser Zeit wirklich nicht einen Chorleiter, der sich für dieses Werk hätte interessieren können. [...] ich hatte auch gar nicht den Wunsch nach einer Aufführung, denn ich befürchtete, dass die Messe einzig unter ästhetischen Gesichtspunkten beurteilt werden könnte“.
Heutzutage gehört die Messe zu den am häufigsten aufgeführten Werken Martins und den beliebtesten a-cappella-Chorwerken des 20. Jahrhunderts überhaupt.
Der Eintritt ist frei.
