Meisterschüler-Ausstellung
Of the Universe - Meisterschüler-Ausstellung der Hochschule für Künste Bremen im Museum Weserburg
16 junge Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Arbeiten in einer großen gemeinsamen Abschlussausstellung / Ausstellung in der Weserburg vom 28. Juni bis zum 19. Oktober
Vernissage und Verleihung des Karin Hollweg Preises 2014 am Freitag, 27. Juni, 20:30 Uhr
Willkommen und Abschied, Abschluss und Aufbruch: Mit einer großen Gemeinschaftsausstellung in der Weserburg, Bremens Museum für moderne Kunst, verabschieden sich zum Abschluss ihres Studiums auch in diesem Jahr die Meisterschülerinnen und Meisterschüler des Studiengangs Freie Kunst der Hochschule für Künste Bremen. Unter dem Titel „Of the Universe“ sind aktuelle Arbeiten von sechszehn jungen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen.
Präsentiert werden Arbeiten von Barbara Dévény, Conor Gilligan / ST/PAUL, Christiane Gruber, Nana Hirose & Kazuma Nagatani, Peggy Kahl, Yeon-Ji Kim, Fabian Klemm, Roshan Margraf, Hannah Regenberg, Tim Reinecke, Norman Sandler, Michael Schmid, Z. Schmidt und Tobias Venditti. Kuratiert wird die Ausstellung von Ingo Clauß, Weserburg | Museum für moderne Kunst. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Abbildungen aller Arbeiten - gestaltet von Kruse & Müller.
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung wird traditionell - in diesem Jahr zum nunmehr achten Mal - der Karin Hollweg Preis verliehen. Der mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Preis gehört zu den wichtigsten Kunstförderpreisen an deutschen Kunsthochschulen.
Die ausgestellten Arbeiten der HfK-Meisterschülerinnen und –Meisterschüler zeigen eindrucksvoll die hohe Qualität und Vielfalt zeitgenössischer Kunstproduktion in Bremen. Obwohl sehr unterschiedlich, lassen die einzelnen Positionen bemerkenswerte Bezüge untereinander zu. Von kleinformatigen Zeichnungen bis hin zu raumgreifender Malerei, von Fotografie über Videoarbeiten bis hin zu kinetischen Installationen versammelt die Ausstellung eine überraschende Breite medialer Möglichkeiten. Ästhetische Diskurse werden hier ebenso überzeugend verhandelt wie Fragen zur gesellschaftlichen Rolle der Kunst.
Mit dem Meisterschüler-Studium eröffnet die Hochschule für Künste Bremen herausragenden Absolventinnen und Absolventen nach bestandenem Diplom im Studiengang Freie Kunst die Möglichkeit, ihre persönlichen Positionen in zwei weiteren Semestern zu vertiefen und den eigenen künstlerischen Weg intensiv auszuloten. Die gemeinsame Abschluss-Ausstellung ist traditionell der Höhepunkt des Meisterschülerjahres. Möglich wird die Ausstellung dank der großzügigen Unterstützung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung. Ein herzliches Dankeschön gilt auch dem Freundeskreis der Hochschule für Künste, der Heinz-Arnold-Bockmeyer-Stiftung und Adler Solar für ihre Unterstützung.
Barbara Dévény, Conor Gilligan /Steven Paul,
Christiane Gruber, Peggy Kahl, Yeon-Ji Kim, Fabian Klemm,
Emre Meydaan, Kazuma Nagatani & Nana Hirose,
Hannah Regenberg, Tim Reinecke, Norman Sandler,
Michael Schmid, Z.Schmidt, Tobias Venditti
Of the Universe – Informationen zu den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern sowie den ausgestellten Arbeiten bei der HfK-Meisterschülerausstellung 2014
Gleich beim Betreten der Ausstellung verführt Tobias Venditti den Blick der Besucher mit mehreren transparenten und leicht glänzenden Stoffen. In der eindrucksvollen Installation werden mehrere Stoffbahnen, angetrieben von lautlosen Elektromotoren, langsam durch den Ausstellungsraum bewegt. Sie laden so zum Betreten der Ausstellung ein und wollen von verschiedenen Seiten in Augenschein genommen zu werden.
Raumbezogen arbeitet auch Z. Schmidt. Durch einen Einschnitt in die Ausstellungswand und mittels Spiegelkonstruktionen wird Licht ins Innere des Museums gelenkt. So entsteht ein Lichtbild, welches sich in Abhängigkeit zum Sonnenverlauf durch den Ausstellungsraum bewegt. Nachts verkehrt sich die Situation von innen nach außen.
Das Künstlerpaar Nana Hirose & Kazuma Nagatani überrascht den Besucher mit einem Gewächshaus im Museum. Es ist der verkleinerte Nachbau eines Altbremer Hauses, das die beiden gemeinsam bewohnen. Während der Laufzeit der Ausstellung gedeihen dort unzählige Pflanzen, die sie aus ihrem Heimatland Japan mitgebracht haben. Die transparente Skulptur ergrünt allmählich und schafft so ein Sinnbild für die treibende und gestaltgebende Kraft der Kunst.
Tim Reinecke verwendet alltägliche Materialien wie beispielsweise Windschutzscheiben oder übersteuerte Ton- und Videoaufnahmen. Die abgenutzten und brüchigen Fragmente arrangiert er zu teilweise brachialen Raumsituationen. Sie verweisen auf Lebenswirklichkeiten am Rande des Kollapses. In der Ausstellung präsentiert Reinecke eine reduzierte Papierarbeit, die auch nach vorhandenen Erwartungen an Skulptur und Raum fragt.

Christiane Gruber und Yeon-Ji Kim repräsentieren auf höchst unterschiedliche Weise Positionen zeitgenössischer Malerei. Yeon-Ji Kims skurrile Bildwelten bewegen sich zwischen Abstraktion und Figuration. Mit anspielungsreichen Formen und Figuren schafft sie surreal anmutende Szenerien, in denen kunsthistorische Einflüsse und Beobachtungen im Alltag gleichermaßen aufgehen. Christiane Gruber löst sich gänzlich von der Leinwand und vollzieht die Ausweitung malerischer Verfahren in den Raum hinein. Getrocknete Farbgüsse präsentiert sie als ausgedehnte Farbhäute, die durch ihre pure Materialität faszinieren.

Hannah Regenberg beschäftigt sich mit den visuellen Erscheinungsformen von Sprache. Werbeschriftzüge und Reklametafeln sind Ausgangspunkt für reduzierte Objekte aus Holz und Bandstahl. In ihren reduzierten Siebdruckarbeiten fasst sie Buchstaben zu geometrischen Formen zusammen. Befreit von Werbebotschaften und Inhalten wird Schrift als ästhetisches Phänomen wahrgenommen und untersucht.
Schrift hat auch für Norman Sandler eine große Bedeutung. Er zeigt auf einer wandfüllenden Tapete das Wort „search“ (dt. „suchen“) in so dichter Abfolge, das beim Betrachten die Wörter kaum noch lesbar sind. Dazu präsentiert er gerasterte Zeichnungen flüchtiger Momentaufnahmen aus Internetvideos und Siebdrucke von Menschen im Dialog mit ihren Smartphones. Das suchende Auge sieht alles und erkennt doch wenig.

Die Videoarbeiten von Barabara Dévény zeigen das humorvolle Potential zeitgenössischer Kunstproduktion. Mit hintergründigem Witz inszeniert sie alltägliche Situationen, die auf lakonische Weise vom menschlichen Miteinander, von Zuneigung und Abneigung, vom gegenseitigen Verstehen und Nichtverstehen handeln.
Peggy Kahls Umgang mit Video und Film ist dagegen konzeptueller Natur. Mit verschiedenen Projektoren schafft sie eine faszinierende Rauminstallation, mit der sie die Bedingungen bildgebender Verfahren untersucht. Die Frage wie und in welchem Kontext Bilder heute produziert und verstanden werden können, wird für den Betrachter zu einem ästhetischen Erlebnis.
Michael Schmid und Roshan Margraf vertreten in der Ausstellung zwei fotografische Positionen. Michael Schmids Fotoarbeiten überzeugen durch Präzision und formale Brillanz. Vertraute Motive – eine Lampe, ein Tisch, ein Baum – bekommen durch leichte Verschiebungen der Perspektive eine eigentümliche Ästhetik. Das Sehen und Betrachten wird so zum eigentlichen Thema.

In den iszenierten Fotos von Roshan Margraf steht der Mensch im Zentrum des Geschehens. Mit wenigen Mitteln entstehen irritierende Bilder. Ein schwarzes Tuch, das einen nackten Körper verhüllt, reicht beispielsweise aus, um zahlreiche, sich bisweilen widersprechende Assoziationen auszulösen – von aufreizender Modefotografie über verschleierte Frauen im Islam bis hin zu einem bekanntem Folterbild aus Abu Ghraib.

Conor Gilligan, der in der Weserburg bereits das Koch- und Kunstprojekt „penGwyn“ betreibt, entwickelt seine Projekte gerne im Prozess mit anderen. Als zentralen Beitrag lädt er den Künstler Steven Paul aus Berlin ein, der eine großflächige Videoarbeit zum Drogenmilieu zeigt. Dazu bietet Gilligan in einem handelsüblichen Automaten Getränkedosen zum Kauf an. Der erfrischende Genuss bleibt allerdings aus, handelt es sich doch um Bronzeabgüsse in limitierter Auflage.
Den gesellschaftlichen Kontext, in dem Kunst entsteht, macht Fabian Klemm wiederum auf ganz andere Weise zum Thema. Der Künstler präsentiert zur Eröffnung einen maßgeschneiderten Anzug, den er eigenhändig gefertigt hat. Wird die Kunst hier als ansehnliche, aber leere Hülle diskreditiert? Oder wird sie als ein hintersinniges Spiel von Schein und Sein in Szene gesetzt
