Out of the Box – Best of HfK Design 2013
Out of the Box – Best of HfK Design 2013
Ausstellung im Wilhelm Wagenfeld Haus vom 25. Oktober 2013 bis 26. Januar 2014
Bereits zum dritten Mal präsentiert die Hochschule für Künste (HfK) Bremen gemeinsam mit der WFB Wirtschaftsförderung Bremen in einer dreimonatigen Ausstellung herausragende Arbeiten aus den Studiengängen Integriertes Design und Digitale Medien der HfK. Die über 70 Exponate stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Out of the Box“. Lena Matull, Studentin im Studiengang Integriertes Design, erläutert: „Wir wollen zeigen, dass wir bei unserer Arbeit ausgetretene Pfade verlassen und abseits des Gewohnten denken müssen, um gute Ergebnisse zu erzielen.“ Sonja Pösel von der WFB ergänzt: „Ein Kriterium für gutes Design ist zwar die Anwendbarkeit, aber heutiges Design erlaubt sich mehr: Es will in Frage stellen, experimentieren und sich mit der Welt auch abseits von unternehmerischen Bedürfnissen auseinandersetzen. All das spiegelt sich in dieser Ausstellung.“
„Out of the Box“– Best of HfK-Design 2013
25. 10. 2013 bis 26. 1. 2014
Eröffnung: Donnerstag, 24. 10. 2013, 19 Uhr
Wilhelm Wagenfeld Haus – Design im Zentrum
Am Wall 209, 28195 Bremen
Öffnungszeiten: Di. 15 - 21 Uhr, Mi. - So. 10 - 18 Uhr
Führungen: Sonntags um 13 Uhr und nach Voranmeldung
Auf 350 Quadratmetern präsentieren die Studierenden im Wilhelm Wagenfeld Haus ausgewählte Projekt- und Abschlussarbeiten des letzten Jahres aus allen Fachgebieten und Disziplinen, jeweils auf der Suche nach dem neuen Weg oder Gedanken. Dabei kann die Idee für das Neue auch auf etwas Bekanntem beruhen, wie etwa beim „Aseptic Bag“, einem Entsorgungsgefäß für hochinfektiöse, medizinische Abfälle. Hier verwendete Michel Bütepage die besondere Falttechnik des umgestülpten Würfels als Vorlage für einen sterilen, inversiven Verschluss. Die eigene Haltung hingegen hinterfragt das Projekt „Ali“, in dem sich eine Studentengruppe kritisch mit der deutschen Asylpolitik auseinandersetzt. In ihren Porträtfotografien inszenieren sie Asylbewerber in absurden Posen in deren Unterkünften, beispielsweise auf einem Kleiderschrank liegend, und konfrontieren den Betrachter so mit der Absurdität des Systems.
Besucher werden zum aktiven Teil der Ausstellung
„Design ist nie Selbstzweck, sondern steht immer in Zusammenhang mit der Umwelt und den Menschen. Daher ist eine Ausstellung eigentlich ein fragwürdiger Ort für Design“, meint Sonja Pösel. Um dem entgegenzuwirken haben die Ausstellungsmacher die Grundgedanken von „Out of the Box“ in erlebbare Räume umgesetzt. „Wir müssen oftmals die Perspektive wechseln, überkritisch sein oder uns angreifbar machen, um eine Aufgabe mutig zu lösen. Der Besucher soll das nachempfinden können. Wir machen ihn zum aktiven Teil der Ausstellung“, erläutert Lena Matull. „Jeder Raum sieht ein wenig anders aus und hilft zu verstehen, was ‚hinterfragen’, ‚sich lösen’ oder ‚sich aussetzen’ bedeuten kann.“
Nicht zuletzt spiegelt sich in der Ausstellung auch der Anspruch der HfK Bremen wider: „Anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung arbeitet heutzutage zu viel mit scheinbaren Gewissheiten“, sagt Prof. Detlef Rahe, der das Ausstellungsprojekt gemeinsam mit Prof. Roland Lambrette betreut. „Aber erst in der Beschäftigung mit dem Ungewissen entsteht Neugier, und werden zukünftige Möglichkeiten und Bedürfnisse erforscht. Das ist weit mehr als die Gestaltung nach Auftrag von Marktforschung.“ Die Hochschule ist daher der geeignete Raum, in dem Gewohntes hinterfragt und Überraschendes gefördert wird, um neue Ideen zu generieren. „Die meisten Innovationsprozesse beginnen mit einer kritischen Haltung. Wir bereiten unsere Studierenden auf eine Welt von morgen vor, die kaum kalkulierbar ist. Hier lernen sie zu agieren, nicht nur zu reagieren“, betont Rahe.
In „Out of the Box“ zeigen die Studierenden der HfK einmal mehr die große Bandbreite ihres Schaffens – von experimentellen Entwürfen über industrielle Kooperationen bis hin zu preisgekrönten und patentwürdigen Werken und richten sich damit sowohl an interessierte Laien als auch an Unternehmen auf der Suche nach talentierten jungen Designern.

„Ali“
Ali Nourré ist einer von 85.000 geduldeten Menschen in Deutschland. Duldung bedeutet eine „vorübergehende Aussetzung der Abschiebung“ und stellt keinen Aufenthaltstitel dar. Das Leben in Gemeinschaftsunterkünften, die oftmals weit außerhalb des Stadtzentrums liegen, stellt eine systematische Isolation der geflüchteten Menschen dar. Die Studierenden sehen diese Zustände als Entmündigung Asylsuchender in Deutschland und wollen dies in ihren Fotografien zum Ausdruck bringen.
Cordula Heins, Caroline Speisser, 8. Semester (Gruppenprojekt), Lehrende: Prof. Prof. Peter Bialobrzeski

„Aseptic Bag“
In den rund 2.045 Kliniken in Deutschland fallen jährlich ca. 24.000 Tonnen hochinfektiöse sowie rund 3.500 Tonnen Körperteil- und Organabfälle an, die bereits im Operationssaal steril verpackt werden müssen, um ein Ausbrechen von Keimen bei der Entsorgung zu verhindern. Der „Aseptic Bag“ ist ein Entsorgungsgefäß für diese medizinischen Abfälle. Dank der besonderen Falttechnik des umgestülpten Würfels ist „Aseptic Bag“ eine sichere Lösung für das Problem der sterilen Abfallentsorgung, die auch für das Klinikpersonal einfach zu handhaben ist.
Michel Bütepage, 3. Semester, Lehrende: Prof. Andreas Ostwald, Prof. Detlef Rahe

„Eintagsmensch“
Ausgangspunkt für das Projekt „Eintagsmensch“ war der expressionistische Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“ aus dem Jahr 1920. Aus dem Film wurden zentrale ästhetische Elemente des Bühnenbilds, der Mimik und der Maske extrahiert. Entstanden sind teils überlebensgroße zwei- und dreidimensionale menschenähnliche Materialkollagen, gebaut aus Leitern, Besen und Pappröhren. Ganz in der Tradition des expressionistischen Films werden mit Hilfe von Verzerrung, extremen Haltungen, und kontrastreichen Schattenwürfen und Strukturen ausdrucksstarke surreale Bilder erzeugt. So werden statisch wirkenden Masken und Gegenstände ganz selbstverständlich zu Körperteilen und Muster und Strukturen zu Kleidung.
Carolin Herzberg, Lilly Bosse, Jana Giebel, Friedel Grimminge, 6. Semester; Lehrende: Johannes Assig, Dr. Judith Gerdsen, Prof. Ursula Zillig

„Modulares Interface“
Für manche Anwendungen und Programme am Computer reicht eine normale Tastatur nicht aus, etwa bei der Musikkomposition. Hierfür verwenden Profis oft eigene Eingabegeräte, sei es ein Keyboard für Komponisten oder ein Mischpult für DJs. Auch bei der Steuerung von industriellen Großanlagen über den PC können zusätzliche Schalter und Tasten hilfreich sein, weil eine Bedienung mit Maus und Tastatur zu umständlich ist. Damit nicht für jede neue Anwendung ein zusätzliches Steuergerät angeschafft werden muss, gibt es das „Modulare Interface“. Es besteht aus einer Platine, die auf einen Tablet-Computer gesteckt werden kann. Auf der Platine befinden sich vorgefertigte Bohrungen, in den verschiedene Bedienelemente wie Schalter, Schiebe- und Drehregler nach Belieben auf- und wieder abgesteckt werden können. Die Bedienelemente werden vom Touchscreen erkannt und erlauben eine sehr präzise Steuerung.
Florian Born, Bachelorarbeit, 6. Semester, Lehrende: Dennis Paul, Peter von Maydell

„Visuelle Dialekte 1“
Die Stadt ist komplex, sowohl inhaltlich als auch formal. Was für den einen die Seele der Stadt ist, kann für den anderen Menschen unsichtbar sein. Was also hat Bedeutung? Wie porträtiert man eine Stadt? Die Teilnehmer des Kurses „Visuelle Dialekte 1“ haben auf vielfältige Art und Weise einen persönlichen Reiseführer für Bremen erstellt. Entstanden sind Plakate, Publikationen, Zeitungen und Booklets in verschiedensten Formaten. Sie alle sind geprägt durch die Erfahrungen, Erinnerungen oder Vorlieben, durch den Alltag oder die Herkunft der Studierenden. So zeigt sich ein vielfältiger Ausdruck Bremens, der humorvoll, albern oder banal, aber auch poetisch, persönlich, ernsthaft oder analytisch ist.
Bernd Krönker, Bennie Gay, Sarah Volz, Jihoon Kim, Arleta Gebicki, Leonard Rokita, Michael Rommel, Eunjung Kwak, Nina Wood, Daria Gross Gruppenprojekt vom 5. bis 14. Semester, Lehrende: Prof. Andrea Rauschenbusch, Dirk Laucke