Temporäre Räume in der Weserburg
Temporary Spaces Collective gestaltet das Foyer der Weserburg
Die Klasse für Temporäre Räume unter der Leitung von Prof. Asli Serbest entwickelte Ideen und Konzepte für ein neues, verändertes Foyer der Weserburg. Die Ergebnisse sind im Rahmen der Wiedereröffnung des Museums für moderne Kunst zu sehen.
The Way We Are 1.0 | So wie wir sind 1.0
Freitag 29. März 2019
19:00 Uhr Ausstellungseröffnung
21:00 Performances und Musik des Temporary Spaces Collective

Das Temporary Spaces Collective ist Teil der Klasse Serbest. Es produziert vorläufige und heterogene Räume und entwickelt Recherchen an der Schnittstelle zwischen Kunst und Architektur, kritischer Theorie und antiker Philosophie. Zur Neueröffnung der Weserburg Museum für moderne Kunst, hat das das Kollektiv die Raumsituation des Museumsfoyers untersucht und eine Intervention entwickelt, die den rational statischen Raum mit einer temporären und heterogenen Schicht überlagert. In drei sprunghaften Schritten lässt sich die räumliche Transformation nachvollziehen.
Mit der Subtraktion von Wänden, Türen, Objekten und Kunst hat sich das Kollektiv den Eingangsraum in einem ritualhaften Akt der Zerstörung angeeignet. Prozesse des Einreißens und Freilegens wurden von der Film AG der HfK Bremen in einem Video dokumentiert, das zur Eröffnung am Freitag im Foyer gezeigt wird.
Eine Reihe komischer Möbel transformiert den Eingang in eine Situation, die schon immer belebt ist: durch Objekte, Verweise, Ideen und Programme. Die Möbel dienen nicht der Optimierung des Raums, sondern bewohnen ihn und interagieren mit ihm. Im Gebrauch ermöglichen sie eine vielseitige, nicht festgelegte Benutzung und unvorhergesehene Momente; auf freundliche Weise irritieren sie sowohl das Foyer als auch die Besucher*innen. Sie sind sozial und kritisch zugleich, indem sie Momente und Prozesse der Hierarchisierung in der (Kunst-)Welt kommentieren: das olympische Siegertreppchen, der Thron und das Podest spielen mit Formen, die aus Wettbewerben mit Rankings und Klassifizierungen bekannt sind. In der Verfremdung dieser Formen und in der Bauweise und Materialität von Kunstverpackungen demontieren die Möbel jedoch die Hierarchie-Behauptung.
Zur Eröffnung interagiert das Kollektiv mit den Möbeln und zeigt die Möglichkeit und Unmöglichkeit ihrer Benutzung. Die Wiederholung von alltäglichen Tätigkeiten wie Sitzen, Lehnen oder Reinigen lässt diese zu performativen Prozeduren werden. Eine Bar ist Teil der komischen Möbel und wird durch ein Symposium, die Prozedur des gemeinsamen Trinkens, eingeweiht.
Ein löchriger Vorhang verläuft entlang der Wände und umschließt das gesamte Foyer, ohne es jedoch zu verschließen. Er verweichlicht die harten Materialien des Raums indem er eine Schicht aus beweglichen Stoffen verschiedener Größen, Farben und Formen hinzufügt. In seinen möglichen Anordnungen im Raum versucht der Vorhang, die räumliche Statik zu verflüssigen und dem dauerhaften Anspruch fester Architektur zu entgegnen. In den Löchern der Stoffe und ihrer dynamischen Anordnung im Raum, werden Bezüge zum Außenraum, zum Wasser und zu den Platanen hergestellt, aber auch zur vorangegangen Zerstörung der Wände und des massiven Metalltors am Eingang sowie zur Freilegung des mittleren Fensters gegenüber.
Das Kollektiv wird die räumlichen Interventionen und temporären Projekte in den nächsten Monaten fortsetzen.
Mit Arbeiten von:
Temporary Spaces Collective: Lucas Jaspar Kalmus, Tomma Köhler, Leonard Puhl, Malte Sonnenschein, Carla Warneboldt, Bonnie Shari Wenzke
Film AG: Gabriela Valdespino Prieto, Sina Buttmann, Lukas Cvitak, Kim Heintzen, Carla Warneboldt, Lilith Paluch, Jonathan Tschaikowski, Foelke Wagner.
Mit der Unterstützung von Mona Mahall, Janneke de Vries, Ingo Clauß.
Unter der Leitung von Prof. Asli Serbest in Kollaboration mit Alex Pfeiffenberger und Jonas Bornhorst.
Temporary Spaces Collective ist eine offene und interdisziplinäre Gruppe, die 2018 in der Klasse Serbest gegründet wurde. Das Kollektiv arbeitet zu Fragen des Raums, den es sich, im Gegensatz zu allen statischen Definitionen als ein temporäres System vorstellt; als historisch, politisch, sozial und ökonomisch bedingte Raumproduktion. Die Projekte des Kollektivs behandeln Themen wie Temporalität, Nomadismus, Fragment, Dekonstruktion, Destruktion und Verfall. Grundsätzlich folgt die Gruppe der Annahme, dass der Raum auch ein Fisch sein kann, der einen anderen Fisch frisst (G. Bataille).