HfK-Studierende beim Award für Fotografie 2021
„Beste Fotoserie“ und „Beste Nachwuchsarbeit“
Beim „Award für Fotografie 2021“ eines großen Immobilienkonzerns haben es die HfK-Studierenden Laura Peral (Kategorie „Beste Fotoserie“) als auch Lucia Öhrig und Hannah Lowitz (Kategorie „Beste Nachwuchsarbeit“) auf die jeweiligen Shortlists geschafft, HfK-Alumna Karina-Sirkku Kurz gewann den 2. Preis.
Die Arbeiten von Peral, Öhrig und Lowitz sind bei Peter Bialobrzewski entstanden, der auch in der Jury saß.
Zu Bewerbung für den Award war das Oberthema „Zuhause“ ausgegeben worden. Es motivierte zu einer vielfältigen und kritischen Auseinandersetzung zu sozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Fragestellungen des heutigen Lebens. Mit dem Award werden formal und inhaltlich herausragende Bildserien ausgezeichnet. Der seit 2017 existierende Award ist mit einem Preisgeld von 42.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben.
Bis 30. Oktober 2022 sind die Arbeiten der 33 Finalist:innen Bilder im Sprengel-Museum in Hannover zu sehen. Sie beschäftigen sich mit Identität, Erinnerungskultur, Gendergerechtigkeit und Migration. Auch der Umgang mit verschiedenen Formen des Behausens steht im Fokus zahlreicher Einreichungen. Ebenso gehören Fragen zur Digitalisierung und die Folgen des Lockdowns zu den Themen. Karina-Sirkku Kurz untersucht die Selbstoptimierung von Körpern mit chirurgischen Instrumenten.
Weitere Infos hier.

Über ihre Arbeit „Ich besitze 51 Zimmerpflanzen“ schreibt Hannah Lowitz:
Ich besitze 51 Zimmerpflanzen.
Warum?!
Pflanzen reinigen die Luft und werten einen Raum optisch auf. Zeit, die ich mit der Pflege von Zimmerpflanzenverbringe, verbringe ich hauptsächlich mit mir selbst. Augenscheinlich tut mir diese Beschäftigung gut, meine Pflanzen erden mich.
Und trotzdem: Warum besitze ich 51 Zimmerpflanzen, arrangiert in meiner gesamten Wohnung?
Fotografie ist für mich seit jeher ein Medium, um mich selbst besser zu verstehen. Ich porträtiere also meine Pflanzen eher wie Mitbewohnerinnen denn wie Einrichtungsgegenstände, die schwarz-weiße Abstraktion gibt wieder, wie genau ich jedes einzelne Blatt wahrnehme, jede Pflanze ein Individuum.
Ich untersuche dieses Phänomen, das mir als Trend zwischen Boho-Style Teppichen und Makramees auf Instagram begegnet ist, hiervon losgelöst im Hinblick auf Textur und Dinglichkeit. Diese Konzentration blendet alles andere aus, und ich habe verstanden: „Zuhause“ ist ein Gefühl des „Bei-mir-seins“, wie es meine Pflanzen mir ermöglichen.
Im Lockdown habe ich mich vom Zimmerpflanzentrend mitreißen lassen und dann, anfangs mehr als Fingerübung, angefangen, meine Pflanzen zu fotografieren. Im Heimstudio mit Blitzlicht und weißer Pappe habe ich in diesen Fotosessions viel Ruhe gefunden und habe auch bei einer Freundin ein paar ihrer Pflanzen fotografiert. Nach und nach ist aus der Serie etwas geworden, was sich für mich gelohnt hat, bis zum Ende zu verfolgen.
Ich besitze die meisten dieser Pflanzen immer noch und habe auch nicht vor, sie wieder loszuwerden. Tatsächlich bin ich aktuell Auslandssemester in Japan und überlege, wie ich mir mein Ein-Zimmer-Apartment hier in Kitanagoya begrünen und damit mehr zu meinem „Zuhause“ machen kann. (Die Pflanzen im deutschen Zuhause werden von Mitbewohner:innen gepflegt, bis ich wieder zurück bin).



Über ihre Arbeit „Minga [mingà]“ schreibt Lucia Öhrig:
Eine Stadt, bei deren Erwähnung man schnell ein von Klischees behaftetes Bild im Kopf hat: „Schicke Gebäude, saubere Straßen und Fassaden, teure Mieten.“ Um dieses Bild von München aufrechterhalten zu können, findet nach wie vor Verdrängung im großen Maße statt. Verdrängung von Orten, die eben nicht in das Bild passen. Die Folgen: Lehrstand, Zerfall, Abriss. Die Gentrifizierung schlägt hier nach wie vor und unerbittlich um sich und schluckt scheinbar die wenigen verbliebenen Überreste des alten, bunten und erschwinglichen Münchens. Die Fotoserie „Minga“ soll die Kehrseite des klischeebehafteten Bild Münchens aufzeigen. Die Fotografien bilden Orte im Wandel ab. Orte, die der Verdrängung wacker Stand halten, sich mittendrin befinden oder ihr schon gewichen sind. - Das ist Minga – mein Zuhause.



