Barockorchester
Barockorchester
12. November 2015 // Konzert mit Studierenden der HfK Bremen unter der Leitung von Prof. Thomas Albert um 20 Uhr in der Friedenskirche Bremen. Auf dem Programm stehen Werke von J.S. Bach.
Zum Programm
Bach experimentiert gerne mit Klängen, die auch für uns jetzt noch ungewöhnlich sein können – sogar, wenn wir Hörerfahrungen im historischen Instrumentarium mitbringen: Im heutigen Konzert hören Sie die »neuen« Hörner. Aus dem für die Jagd (also draußen) gedachten Instrument des 17. Jahrhunderts entwickelte sich gegen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts zunächst in Frankreich ein Horn, das sich auch mit anderen Instrumentenfamilien mischen ließ, somit auch in der Kammer einsetzbar wurde. Weiterentwickelt um 1700 wurde das Horn instrumentenbaumäßig in Wien, unter der Ägide der Brüder Leichamschneider. Durch die Entwicklung des Krummbiegels wurden mehr Töne »greifbar« und änderte sich allmählich die Spieltechnik – ohne diese Erfindung wäre man nie zur späteren Stopftechnik gekommen, denn sie führte zu einer ganz neuen Haltung des Horns (nicht mehr nach oben gewandt). Doch dauerte es noch eine Zeit, bis sich das Stopfen durchsetzte. Das nunmehr neue Instrument taucht ab der ersten Dekade des 18. Jahrhunderts allmählich in deutschen Hoforchestern auf (merkwürdigerweise zunächst nicht in Wien, in der Kapelle des Joseph I.). Bach, der ja in dieser Zeit als höfischer Musiker beschäftigt war, muss diese Neuigkeit gierig aufgenommen haben, wie man in den entsprechenden Werken auch hören kann. Man merkt (etwa im 1. Brandenburgischen Konzert), wie er gleichzeitig auch dem alten »Signalspiel« verhaftet ist – wie der erste Einsatz zeigt – oder wie er es in sein Werk inkorporiert, es gleich mit den »neuen« Möglichkeiten der Leichamschneiderschen Erfindung auskostend.
Nicht nur die ungestopften Hörner – das Stopfen kommt etwas später, wahrscheinlich aus Böhmen –, auch die Streicher weisen »Merkwürdiges« auf: im ersten Brandenburgischen Konzert wird die Solostimme von einem Violino piccolo gespielt. Dieses Instrument sieht zwar aus wie eine Kindergeige, ist aber nichts anderes als das, wie eine Schrift aus 1677 dokumentiert:
Diseß khleine Halbgeigl oder Halb Violin gibt unß zuerkhennen, wie hoch der Zeit die music steiget, Jndem die Alten in vorigen Zeitten nichtß dauon gewust oder gemeldet haben, Eß findet sich aber aniezo, dß solcheß so annemblich zu einer lautten, Viola da gamba oder auch allein zuhören ist, daß ich selbst darzue bewogen worden, ganze Partien mit einen halb Violin, einer rechten Violin, einer Viola da Braccio, einer Viola da gamba und Violon concertweiß zu componiren«
Johann Jacob Prinner – der Autor dieser Zeilen – merkt noch an, dass man das Instrument wie eine normale Geige greift (»also in den grüffen und notten wie dß rechte Violin genommen mueß werden«), dass aber – bedingt durch die andere Stimmung – andere Töne heraus kommen (»also daß ihre sezung in der composition ein ganz anderer tonus herauß khommet«). Im heutigen Konzert hören Sie ein solches echt historisches Instrument, das 1738 erbaut wurde.
Programm
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
- Orchestersuite Nr. 4, D–Dur BWV 1069
- Brandenburgische Konzerte Nr. 1 F–Dur BWV 1046
- Orchestersuite Nr. 3 D–Dur BWV 1068
Barockorchester
- Violine I
Franciska Hajdu (Solo, Violino piccolo)
Laura Fierro, Anna Maria Stankiewicz
Maria Gil Carrasco, Vinicius Nogueiram - Violine II
Luis Pinzon, Julia Krikkay
Laura-Sophie von der Goltz, Vladyslav Snadchuk - Viola
Amy Phyllis Shen, Maria Krampe,
David Agajarov, Johanna Rodeck - Violoncello
Anna Reisener, Konstanze Waidosch, Barbara Hartrumpf - Kontrabass
Johann Krampe - Fagott
Victor Gutu - Oboe
Go Arai, Petra Václavíková, Bo-Shiun Shen - Horn
Stephan Katte, Anton Richter - Trompete
Evgeny Yatsuk, Alexandra Mikheeva, Denis Starshinov - Pauken
Tobias Hamann - Cembalo
Johannes Rake, Jakub Wrona, Tim Veldman
Der Eintritt ist frei.