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Bettina Pahn stellt HfK-Ausbildung Historischer Gesang vor

Verzierungspraxis nach alten Quellen

Bettina Pahn stellt HfK-Ausbildung Historischer Gesang vor

Bettina Pahn unterrichtet an der HfK Bremen seit 2017 das Hauptfach Historischer Gesang.

Für den 21. und 22. März 2023 ist sie zur internationalen Konferenz „Ornementation et agilité vocale: approches pluridisciplinaires“ an das Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Lyon geladen und wird dort im Auftrag der Hochschule über die dort stattfindende Gesangausbildung nach alten Quellen zur Erarbeitung der Diminutionen referieren – erweitert mit Musikbeispielen der Alumna Erika Tandiono (Preisträgerin des Bovicelli-Wettbewerbes 2019, Sängerin bei Vox Luminis).

Dabei bezieht Pahn sich auf Giovanni Camillo Maffeis Aussage „Wenn die Natur die Begabung gewährt, diktiert die Kunst die Methode” (1562 in „Discorso della voce“).

Als Gesangslehrerin der Alten Musik an der HfK Bremen erarbeite ich eine Didaktik, Verzierungspraxis nach alten Quellen zu unterrichten. Das Wissen um die Stimme und ihre Technik sind, wie auch im Instrumentalbereich, die Grundvoraussetzung für Verzierungspraxis.
Auf der Grundlage eines stimmphysiologischen Wissens lassen sich schon in den Quellen des 16. Jahrhunderts zahlreiche Hinweise auf Gesangsmethodik zur Erarbeitung der Diminutionen, zur Stimm- und Atemführung, zu einer körperlich geführten Stimme finden.
Zwei Aspekte, die ich gern näher erläutern würde, sind dabei besonders wichtig: die Dehnung der Stimme an fließender Luft und die Beibehaltung der Vokalform (z. B. Aspekt der Zungenstellung) während einer gesungenen Diminuition. Von deren Beherrschung ist eine gesunde, geschmeidige Geläufigkeit für die Verzierungspraxis abhängig.
Die Beweglichkeit in der Kehle ist dabei wiederum komplett abhängig vom richtigen Körper-, und Atem-Einsatz.
Der Aspekt der Atmung, der Agogik in den Verzierungen, betrifft dabei auch das ganze instrumentale Feld - von den Sängern lernen, wie Riccardo Rognoni schreibt.
Maffei baut seine ersten 80 Seiten des 1562 erschienenen „discorso della voce“ auf den zentralen Themen der physiologischen Stimmbehandlung auf. Wichtige gesangstechnische Hinweise finden wir u. a. auch bei Lodovico Zacconi in „pratica di musica“ und in Rognonis „selva de varii passaggi“ in der Einleitung.
Johann Mattheson klagt in seinem “vollkommenen Kapellmeister“, dass die Kunst der Stimmbildung, von den Alten „Phonascia“ genannt, zu seiner Zeit erloschen sei. Es ist darum heute wichtig, sie wieder zu erwecken.
(Bettina Pahn)