Eine friedliche Revolution der musikalischen Welt - Über 25 Jahre Alte Musik in Bremen
Internationaler Kongress zur historischen Aufführungspraxis in Bremen / Early Music Platform der Internationalen Arbeitsgemeinschaft europäischer Musikhochschulen tagt am 20. und 21. April an der HfK / Öffentliches Konzert am 21. April im Bremer Rathaus
Längst ist es unbestreitbar - eine Idee hat sich durchgesetzt und der musikalischen Welt neue Impulse gegeben, die Vorstellung von Klang und musikalischer Sprache geradewegs revolutioniert und das musikalische Repertoire um viele wiederentdeckte Schätze bereichert: Kein Orchester von Bedeutung, kein Dirigent, kein Solist der Gegenwart verzichtet in seiner Konzert- oder Lehrtätigkeit heute auf die Berücksichtigung der Erkenntnisse der Alte-Musik-Forschung und der historischen Aufführungspraxis. Die Pioniere dieser Bewegung – einst von Kollegen und Fachwelt noch belächelt oder mit argwöhnischem Kopfschütteln bedacht - stehen heute auf den Bühnen aller großen Konzertsäle und am Dirigenten-Pult bedeutender internationaler Orchester. Ihre Einspielungen und Konzertaufnahmen prägen den internationalen CD-Markt.
Ein Kristallisationspunkt dieser Erfolgsgeschichte liegt zweifellos in Bremen: Ausgerechnet im kleinsten Bundesland wurde mit der Gründung der Akademie für Alte Musik im Jahr 1986, initiiert durch Thomas Albert, ein Meilenstein in der musikalisch-künstlerischen Hochschulausbildung in der Bundesrepublik gesetzt: Als erstes Institut bot die Akademie seinerzeit einen vollständigen hochschul-vergleichbaren Studiengang mit dem wissenschaftlichen und praktischen Schwerpunkt historischer Aufführungspraxis. Das Besondere an der Ausbildung war die für damalige Verhältnisse einmalige Verknüpfung von Praxis und Theorie, aber auch der Nachdruck auf das kammermusikalische Musizieren, die Beschäftigung mit dem Vokalen und historischem Tanz.
1994 wurde die Akademie für Alte Musik in den Fachbereich Musik der Hochschule für Künste Bremen integriert, die damit zur ersten und prominentesten Ausbildungsstätte für Alte Musik in Deutschland avancierte. Musiker von internationalem Rang wie Harry van der Kamp, Hille Perl, Thomas Albert, Han Tol, Marten Root, John Potter, Manfred Cordes und Joachim Held - um nur einige wenige zu namentlich zu nennen – lehren hier oder haben hier studiert und gelehrt und den internationalen Rang Bremens im Feld der Alten Musik geprägt. Sie und ihre musikalischen Projekte wurden inzwischen vielfach ausgezeichnet – u. a. mit dem Grammy, dem Echo Klassik, dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik oder dem Klassieke Muziekprijs 2010 der Niederlande. Studentische Ensembles wie das „Bremer Barock Consort“ und das Barockorchester der HfK geben regelmäßig Konzerte in Bremen und weit über die Grenzen Bremens hinaus. Die Akademie für Alte Musik organisiert Symposien und Meisterkurse und veröffentlicht Kongressberichte, Bücher und eine Musikreihe zu den neuesten Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis. Eine weitere eindrucksvolle Bestätigung für das internationale Ansehen des Studienschwerpunktes Alte Musik an der HfK Bremen Jahr war im Jahr 2010 die Entscheidung des Salzburger Mozarteums, alle Meisterkurse zur historischen Aufführungspraxis im Rahmen seiner berühmten Sommerakademie künftig in die Hände von Lehrenden der Hochschule für Künste Bremen zu legen.
Auch nach der in der inzwischen abgeschlossenen Umstellung aller Studienangebote des Fachbereichs Musik der HfK auf die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge hat die Alte Musik einen festen Platz als bundesweites „Kompetenzzentrum“ für historische Aufführungspraxis. Sowohl im Bachelor- wie auch im Masterprogramm bietet die HfK Bremen den Schwerpunkt Alte Musik für die Instrumente Barockfagott, Barockoboe, Barockposaune, Barockviola, Barockvioline, Barockvioloncello, Blockflöte (Alte Musik), Cembalo, Gesang (Alte Musik), Historische Harfe, Laute, Naturtrompete, Orgel (Alte Musik), Traversflöte, Viola da Gamba, Zink (Cornetto) an.
Vor diesem Hintergrund ist es eine große Ehre aber auch verdiente Anerkennung und (leicht verspätetes) Geburtstagsgeschenk zum 25. Jubiläum der Akademie für Alte Musik Bremen: Zum ersten Mal richtet in diesem Jahr die Association Européenne des Conservatoires, Academie de Musique et Musikhochschulen (AEC), ein Zusammenschluss von derzeit 273 Musikhochschulen aus 55 Ländern in ganz Europa, seinen Jahres-Kongress in Bremen an der Hochschule für Künste aus.
Early Music Platform Meeting
Kongress des AEC
20. - 21. April 2012
Hochschule für Künste Bremen
Dechanatstraße 13 – 15
In Workshops, Vorträgen, Diskussionen, musikalischen Beiträgen und Konzerten gehen internationale Experten in Bremen zwei Tage lang Fragen zum aktuellen Stand der musikalischen Aufführungspraxis, neuen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, zu Konzert- und Interpretationspraxis sowie zur musikpädagogischen Vermittlung im Rahmen der künstlerischen Ausbildung an Musikhochschulen und Universitäten nach.
Der Kongress endet mit einem großen öffentlichen
Abschluss-Festkonzert
mit Werken von Monteverdi, Strozzi, Gabrieli, Schütz, Bach und Mozart
Samstag, 21. April 2012, 20.00 Uhr
Bremer Rathaus, Obere Halle und Festsaal
Es musizieren Studierende und Absolventen der Akademie für Alte Musik an der Hochschule für Künste Bremen.
Leitung: Thomas Albert, Anna Terterjan, Wim Becu, Klaus Eichhorn, Mikayel Balyan.