Top of page

HfK Bremen präsentiert das Hanze Symphony Orchestra in der Glocke

Klangzauber der Romantik

HfK Bremen präsentiert das Hanze Symphony Orchestra in der Glocke

Es sind besondere Höhepunkte im Konzertleben der Hochschule für Künste (HfK) Bremen: Alle zwei Jahre tun sich HfK-Studierende mit niederländischen Kommiliton:innen der Partnerhochschule, dem Prins Claus Conservatorium Groningen, zusammen – sie proben neun Tage lang und konzertieren dann als Hanze Symphony Orchestra. Jetzt war es wieder so weit. Nach Auftritten in Emmen (Atlas Theater) und Groningen (De Oosterport) fand das Abschlusskonzert in der Bremer Glocke statt.

Die Stimmung war herrlich lebendig. Also nicht mucksmäuschenstill, beanzugt und bewegungslos folgte ein älteres Publikum der musikalischen Interpretation, sondern vor allem HfK-Studierende und -Ehemalige füllten in eher kunterbunter Alltagskleidung und höchst kommunikativ rund 400 Plätze des Parketts, zeigten sich vollends begeistert von der wuchtigen Klangdarbietung und sorgten final für Standing Ovations. Während die Musiker:innen anschließend etwas traurig waren, dass die inspirierende Projektzeit nun beendet ist.

Die Hochschulen bieten ihren Studierenden dank dieser Kooperation die Möglichkeit, mit vereinten Kräften mühelos die Größe und Klangstärke eines Orchesters zu erreichen, mit dem auch großorchestrale symphonische Werke des 18., 19. und 20. Jahrhunderts gemeinsam erarbeitet werden können. Bei den Proben und im Konzert sitzt in allen Instrumentalgruppen immer ein Studierender aus Bremen neben einem aus Groningen. Dem Bremer Publikum bot das Abschlusskonzert dann die einzigartige Möglichkeit, sich von Können und Engagement der musikalischen Nachwuchskünstler:innen zu überzeugen. Beteiligt waren in diesem Jahr 44 Groninger und 44 Bremer Studierende: dreißig Violinist:innen, zwölf Bratschist:innen, zehn Cellist:innen, acht Kontrabassist:innen, zehn Holzbläser:innen, vierzehn Blechbläser:innen und vier Perkussionist:innen.

Auf dem Programm standen in der Glocke zwei opulent romantische Werken, die mittlerweile weltweit zum Standardrepertoire der Orchester gehören, dennoch eigenartig, eigenwillig bleiben. Zum Auftakt: Sergej Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert c-Moll op. 18, uraufgeführt 1901. Damit legte Beor Lee sein umjubeltes Konzertexamen ab. Er studierte bei Prof. Patrick O'Byrne sowie Artem Yasynskyy und erhielt im Jahr 2022 unter anderem den Musik-Hochschulpreis in der Kategorie „Solokünstler“. Neben dem Solisten-Dasein hegt er eine große Leidenschaft für Kammermusik, war Gründungsmitglied des Klavierensembles „Y us“, des Ensembles „Herz“ und „Pisces“, für die er zahlreiche Werke komponierte und aufführte.

Nach der Pause kam Anton Bruckners Sinfonie Nr. 4 Es-Dur, uraufgeführt 1881, zu Gehör. Der norwegische Dirigent Stefan Veselka, Professor für Orchester und Ensembleleitung an der HfK Bremen, bezeichnet die Sinfonie als eines „meiner Lieblingswerke“. Den von Bruckner selbst gesetzten Untertitel „Die Romantische“ findet er aber nicht ganz passend, vielmehr habe die Sinfonie „etwas Mystisches, fast Meditatives in sich“. Ganz behutsam wird der schlummernde Klangzauber entfacht. Ein flirrendes Streichertremolo setzt im Pianissimo ein, darauf erhebt sich die um eine Quinte fallende und wieder aufsteigende Ohrwurmkantilene des Horns. Diese Melodie schwebt wie ein Klang aus einem fernen Kosmos herüber und ist die Keimzelle aller folgenden Themen, Motive und ihrer Verästelungen. Ein solides Fundament findet sie auf dem Rhythmus, der nach dem Komponisten benannt ist: zwei Viertelnoten im Wechsel mit drei Vierteltriolen.

Warum die beiden Werke so gut in ein Konzertprogramm passen, erklärt Dirigent Veselka so: „Rachmaninoff beginnt ebenso wie Bruckner aus dem Nichts mit dem Solisten am Klavier. Große und leise Akkorde bauen sich auf bis zum Einsetzen des Orchesters. Der Anfang ist im Gegensatz zu Bruckners Sinfonie eher dunkel und melancholisch. Das Konzert ist sehr virtuos für den Solisten geschrieben, aber dadurch, dass Rachmaninoff die Melodien und die Begleitung so genial verwoben hat, entsteht beim Hören ein absolutes Miteinander von Solist und Orchester.“

hfk-hanze-glocke-001.jpg
hfk-hanze-glocke-006.jpg
hfk-hanze-glocke-008.jpg
hfk-hanze-glocke-012.jpg
hfk-hanze-glocke-013.jpg
hfk-hanze-glocke-016.jpg
hfk-hanze-glocke-021.jpg
hfk-hanze-glocke-024.jpg
hfk-hanze-glocke-007.jpg
hfk-hanze-glocke-015.jpg
hfk-hanze-glocke-026.jpg
hfk-hanze-glocke-029.jpg
hfk-hanze-glocke-031.jpg
hfk-hanze-glocke-033.jpg
hfk-hanze-glocke-035.jpg
hfk-hanze-glocke-039.jpg
hfk-hanze-glocke-044.jpg
hfk-hanze-glocke-040.jpg
hfk-hanze-glocke-048.jpg

Fotos: Lukas Klose