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Donnerstag | 28. November 2024

Viele Gäste bei der Buchpräsentation

Rückblick von Prof. Mona Schieren
Kollektiver Spaziergang in den Bremer Westen. © Nicolai Wolff

Frisch erschienen ist das Buch „Entangled Histories of Art and Migration“, das sich mit der Beziehung zwischen Kunst und Migration aus globalen Perspektiven beschäftigt. Die Publikation ist das Ergebnis eines durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten interdisziplinären Netzwerks, an dem HfK Bremen federführend beteiligt ist. Über 50 Gäste aus diversen Universitäten und Kunsthochschulen sind an die HfK gekommen, um das Erscheinen des Buches zu feiern. 

Nachdem wir Herausgeberinnen – Cathrine Bublatzky, Burcu Dogramaci, Kerstin Pinther und Mona Schieren – die Themen des Buches mit wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen von 32 internationalen Akademikern, Kuratoren und aktivistischen Autoren präsentiert hatten, startete das weitere Programm.

Der kollektive Spaziergang, den Cana Bilir-Meier, Bubu Mosiashvili, Hodan-Ali Farah und Fatma Ercan für die Gäste konzipiert hatten, bot Einblicke in die Geschichte, Kontinuität und Geografie der Migration in den an die HfK angrenzenden Vierteln. Auf ihrem Weg von der Überseestadt über Walle nach Gröpelingen setzten sich die Teilnehmer:innen bei strahlendem Sonnenschein mit der Stadtlandschaft auseinander und entdeckten historische Spuren, die oft am Rande der Unsichtbarkeit liegen. Ausgetauscht wurde sich über Migrationsgeschichten und den Erfahrungen besonders in Schulen und weiteren universitären Bildungsbiografien aus intersektionaler Perspektive. 

Die Spaziergehenden fragten zum Beispiel: Was signalisiert der Begriff „Brennpunktschule“? Hat die Architektur einer Schule, die während der Zeit des Nationalsozialismus gebaut und nahezu nicht verändert wurde, Einfluss darauf, wie sich Lernende und Lehrende dort begegnen und bewegen? Der Spaziergang endete in Gröpelingen, einem Viertel, das vor Kurzem zur waffenfreien Zone erklärt wurde und von öffentlichen Sicherheitskameras überwacht wird –  Maßnahmen, die sich unverhältnismäßig stark gegen eine Gemeinde mit einer großen Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund und internationaler Community richten. 

Viel diskutiert wurde in dem Zusammenhang auch die Videoinstallation von Abd Tammaa, die Kinder einer zweiten Grundschulklasse in Deutschland zu Wort kommen lässt und einen Text aus deren Leselern-Fibel in den Blick nimmt, der die Vorstellungskraft der leselernenden Kinder zu korrumpieren versucht. Die Installation entfaltet sich als Konversation von Videoarbeit, Silbentafeln und besticktem Stoff – alles im Dialog, der sich der korrumpierten Vorstellungskraft verweigert, die diese Lektion aufzwingen will.

Abd hat diese Arbeit im Rahmen seines Diploms hier an der HfK im Studiengang Freie Kunst vorgestellt und ich habe sofort gedacht, diese Arbeit soll beim Booklaunch gezeigt werden. Sie seziert auf subtile und sehr vornehme Weise die Wirkmächtigkeiten und Sickerfähigkeit von Rassismen. Wie Sabine Broeck als eine der Stimmen in dem Video sagt, sicherlich sei der Text aus der in vielen Bundesländern aktuell verwendeten Leselern-Fibel von den Autor:innen „gut gemeint“, sei jedoch Ausdruck von strukturellem Rassismus in der Schulausbildung. Die Kinder der zweiten Klasse finden allerdings ihren ganz eigenen emanzipierten Umgang damit.

Das Programm mündete am Abend in der GAK in die Präsentation der Filme einer der Buchbeitragenden, Cana Bilir-Meier, und einem spannenden und ergreifenden Künstlerinnengespräch.