Dienstag | 2. Mai 2023

Hochschulorchesterkonzert geht "Neue Wege"

Auf dem Programm: Johannes Brahms und das Konzert des schottischen Komponisten James MacMillan

Eine Pressemitteilung von Jens Fischer

© Yingrun Lou

Neue Wege geht das Orchester der Hochschule für Künste (HfK) Bremen unter der Leitung von Prof. Stefan Veselka im Konzerthaus „Die Glocke“ am 9. Mai, 19.30 Uhr.

Es wird ganz klassisch Johannes Brahms’ Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 (uraufgeführt 1876) erklingen, die Dirigent Hans von Bülow „Beethovens Zehnte“ nannte. Brahms habe also bewiesen, dass es mit der Gattung Sinfonie künstlerisch sinnvoll weitergehe, obwohl sie mit Beethovens Neunter (uraufgeführt 1824) ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Auf dem Programm steht aber auch das Konzert für Schlagzeug und Orchester „Veni, Veni, Emmanuel“ des schottischen Komponisten James MacMillan, Jahrgang 1959. Solistin ist an diesem Abend Yi Shi, die ihr Konzertexamen Schlagzeug in der Klasse von Prof. Olaf Tzschoppe ablegen wird.

Yi Shi wurde in China geboren und studiert im 4. Semester an der HfK Bremen. Voraussetzung dafür war der Master-Abschluss mit 1,0 an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover bei Prof. Andreas Boettger. Von 2018 bis 2021 arbeitete Yi Shi als Solo-Schlagzeugerin bei der „Orchestra Academy China“.

Ein paar Fragen an die Solistin des „Veni, Veni, Emmanuel“-Konzerts.

Waren Sie schon immer eine wilde Schlagzeugerin?

Yi Shi: Als ich jung war, habe ich Klavier gelernt, aber schon vor 13 Jahren mit dem Schlagwerk begonnen, erstmal spielte ich die Melodieinstrumente Vibra- und Marimbaphon, dann interessierte ich mich aber auch bald für all die Trommeln und die Rhythmusarbeit der zeitgenössischen Musik.

Wie viele Instrumente spielen sie im Konzert?

Sehr viele, alleine 13 unterschiedliche Trommeln, dazu verschiedene Metall- und Holzinstrumente, aber auch Röhrenglocken, spanische Kuhglocken und natürlich Vibra- und Marimbaphon.

Üben Sie damit zu Hause?

Nein, das will ich den Nachbarn nicht antun. Wir haben einen Übungsraum in der HfK an der Dechanatstraße, da steht mein komplettes Set zum Proben.

Warum haben Sie sich für dieses Stück zum Konzertexamen entschieden?

James MacMillan hat es für die britische Schlagzeugerin Evelyn Glennie geschrieben, mein Vorbild, welche es 1992 in England uraufgeführt und bis heute über 500 Mal gespielt hat. Zudem lädt „Veni, Veni, Emmanuel“ ein, die Möglichkeiten des Schlagwerks mit all seinen Klangfarben und Effekten sowie die Vielseitigkeit der Melodieinstrumente zu zeigen. Das ist für mich als Spielerin so reizvoll wie für die Konzertbesucher allerbeste Unterhaltung. 

Der Komponist erklärt ja: „Auf der einen Ebene handelt es sich um eine völlig abstrakte Komposition, deren komplettes musikalische Material aus dem französischen Adventschoral des 15. Jahrhunderts abgeleitet wird. Auf der anderen Ebene ergründet es mit musikalischen Mitteln die theologische Bedeutung hinter der Adventsbotschaft.“ Also die Menschwerdung und Gegenwart Christi. Deswegen durchziehen ja auch Herzschlagtöne die Partitur. Ist diese religiöse Deutung wichtig?

Das Werk beginnt laut und aggressiv, am Ende erklingt eine Glocke ganz in Ruhe und ich spiele die zentrale Melodie auf Chimes, sie erklingt, Gott kommt. Ich kann das verstehen, auch fühlen, auch wenn das nicht meine Religion ist. Aber man kann das auch rein musikalisch genießen.

Faszinierend ist die Entwicklung der Melodie.

Ja, sie leuchtet immer wieder in Bruchstücken auf, wird weiterentwickelt und verschwindet wieder, erst am Ende kommen alle ihre Elemente zusammen und man hört sie komplett ...

Bis dahin kommt „Veni, Veni, Emmanuel“ als ein durchgängiger Dialog von Orchester und Ihnen daher. Wobei das Schlagzeug selbst ja schon klanglich ein ganzes Orchester ist?

Das stimmt und das will ich am 25. Juni 2023, ab 20 Uhr, auch im Konzertsaal der HfK Bremen mit einem Solo-Konzert zeigen.

Was für Solo-Stücke kommen für Sie in Betracht?

Für Mozart oder Beethoven gab es als Schlaginstrumente nicht viel mehr als die Pauken, große Trommel und Becken. Igor Strawinsky war der erste, der mit „Die Geschichte vom Soldaten“ (1918) für ein umfangreicheres Schlagzeug-Set im Kammermusik Kontext komponiert hat, Iannis Xenakis, Karlheinz Stockhausen und Helmut Lachenmann schrieben in den 1960er Jahren erste Stücke für Schlagzeug Solo. Von denen möchte ich etwas bei meinem Solo-Auftritt spielen, vielleicht auch etwas Body-Percussion zeigen.

Ort: Konzerthaus "Die Glocke", Großer Saal, Domsheide
Datum: 9. Mai 2023
Anfangszeit: 19.30 Uhr

  • James MacMillan: Konzert für Schlagzeug und Orchester „Veni, Veni, Emmanuel“
  • Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68

Yi Shi: Schlagzeug (Solistin, Konzertexamen)
Orchester der Hochschule für Künste Bremen
Dirigent: Stefan Veselka

€ 20 / € 10 erm. zzgl. Vorverkaufsgebühren, die Karten sind erhältlich beim Pressehaus Weser-Kurier, bei Nordwestticket (online oder per Telefon 0421-363636) oder an der Abendkasse.