Mittwoch | 12. Oktober 2022

„Nicht Bach! Meer sollte er heissen!“

Mechthild Karkows Antrittskonzert als Professorin für Barockvioline an der HfK Bremen.

Eine Pressemitteilung von Jens Fischer

„Nicht Bach! Meer sollte er heissen: wegen seines unendlichen, unerschoepflichen Reichtums an Tonkombinationen und Harmonien.“ Mit diesen Worten bringt Ludwig van Beethoven seine Bewunderung für Johann Sebastian Bach zum Ausdruck – und steht ihm an kompositorischer Erfindungskraft in nichts nach. Das will Geigerin Mechthild Karkow mit ihrem Antrittskonzert als Professorin für Barockvioline an der Hochschule für Künste (HfK) Bremen verdeutlichen. 

Dabei stellt sie barocke Rhetorik und Wiener Klassik anhand zweier richtungsweisender Meisterwerke vor: Johann Sebastian Bachs Partita für Solovioline in d-Moll mit ihrer kunstvollen Ciaccona und Ludwig van Beethovens zehnte und letzte Violinsonate, ein Werk von herausragend gesanglicher Poesie. Begleitet wird die Violinistin von Tobias Koch am Hammerflügel.

Die Auseinandersetzung mit historischen Quellen, die Verwendung dem Repertoire entsprechender Instrumente, Bögen, Spieltechnik und verschiedener Spielhaltungen sind für Karkow "selbstverständlich und eine Bereicherung stilistisch differenzierter und lebendiger Interpretation". Deswegen spielt sie Bachs Solowerk auf einer Barockvioline, zugeordnet Jakob Stainer (1619 – 1683), und Beethoven auf einer klassisch eingerichteten Violine desselben Erbauers. So möchte die Künstlerin einen authentischen Klangvergleich der Musikepochen ermöglichen. Mechthild Karkow geht es dabei vor allem um diesen magischen Moment, wenn das historische Instrumentarium, die Sprache der Komponisten und das Klangideal der jeweiligen Zeit ineinandergreifen, um zeitlose Affekte und Gefühle als Essenz der Alten Musik für heute erlebbar zu machen. Ein Funke von etwas nicht Fassbarem ist stets dabei. Das kann man nicht hinschreiben, das ist nur live zu erleben.

Warum Mechthild Karkow glücklich ist, zum Wintersemester 2020/21 als Professorin für Barockvioline und Barockviola an die HfK Bremen berufen worden zu sein? „Die Nachfolge von Prof. Thomas Albert anzutreten, ist natürlich eine Ehre für mich. Denn die Pflege der Alten Musik hat in Bremen eine lange Tradition und die Ausbildung an der HfK ist international hoch angesehen. Zudem gibt es viele inspirierende Kolleg:innen – für meine Leidenschaft zu unterrichten, sind das ideale Voraussetzungen. Zudem haben mich die Gestaltungsmöglichkeiten an der HfK gereizt, was auch dazu führte, dass ich bereits nach einem Jahr Konrektorin für Studium und Lehre geworden bin.“

Was Mechthild Karkow an ihrer Hochschularbeit interessiert? „Die Auseinandersetzung mit der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts lebendig weiterführen, aber auch weiterblicken ins 19. Jahrhundert bis in die Romantik hinein und inhaltliche Verbindungen zwischen Themenbereichen und Fächern herstellen, das möchte ich an der HfK. Mir ist auch die Vernetzung von Historischer Aufführungspraxis mit der musikwissenschaftlichen Forschung und der Musiktheorie sehr wichtig, um beispielsweise den nicht notierten Bereich der barocken Musik weiter zu entfalten, die Kunst der Improvisation und der Ornamentik.“

Was Mechthild Karkow grundsätzlich an der HfK Bremen schätzt? „Die Hochschule hat eine ideale Größe, um schnell Kontakte knüpfen zu können. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, die einen offenen und bereichernden Austausch innerhalb des Fachbereichs Musik und mit dem Fachbereich Kunst und Design ermöglicht, wobei wunderbare Projekte entstehen. Zudem herrscht bei uns in der Alten Musik eine kreative Aufbruchstimmung, es gibt eine große Neugier auf noch wenig erforschte Themen und neu zu entdeckende Aufführungsformate.“

Mechthild Karkow

Barockgeigerin Mechthild Karkow zählt zu einer der vielseitigsten Spezialistinnen im Bereich der Historischen Aufführungspraxis. Ihr Repertoire reicht vom Ende des 16. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts und schließt auch zeitgenössische Kompositionen für Barockvioline, Barockviola und Viola d’amore mit ein. Mechthild Karkow konzertiert international als Solistin, Konzertmeisterin und Kammermusikerin in verschiedenen Ensembles. Neben der Zusammenarbeit mit Musikern wie Christoph Coin, Andrea Marcon und Marieke Spaans trat sie u. a. als Solistin und künstlerische Leiterin des Freiburger Barockorchester in Erscheinung.

Ein wichtiger Schwerpunkt ihres künstlerischen Lebens ist für Mechthild Karkow die Weitergabe ihrer Erfahrungen und fundierten Kenntnisse des Violinspiels. 2013 begann sie ihre pädagogische Tätigkeit als Professorin für Barockvioline und Barockviola an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und lehrte zusätzlich an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Seit dem Wintersemester 2020/21 ist sie Professorin für Barockvioline und Barockviola an die HfK Bremen. Internationale Meisterkurse, Vorträge und Workshops ergänzen ihre Hochschultätigkeit.

Tobias Koch

Wertvolle künstlerische Anregungen erhielt Tobias Koch während seines Studiums in Meisterklassen an den Musikhochschulen in Düsseldorf und Graz von David Levine, Roberto Szidon sowie Walter Kamper. Tobias Koch ist Förderpreisträger Musik der Landeshauptstadt Düsseldorf und unterrichtet an der dortigen Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, an der Universität der Künste Berlin, weltweit als Dozent bei Meisterkursen sowie an Akademien in Verbier und Montepulciano. Darüber hinaus verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit Instrumentenbauern, Restauratoren und zahlreichen Instrumentenmuseen. Koch nennt eine umfangreiche Sammlung historischer Tasteninstrumente sein Eigen.

Eine Vielzahl von Rundfunk- und TV-Produktionen, Publikationen zu Aufführungspraxis, Rhetorik und Musikästhetik, Notenausgaben u. a. runden seine musikalische Tätigkeit ebenso ab wie inzwischen über 40 CD-Aufnahmen mit Werken von Mozart bis Brahms, die zahlreiche internationale Auszeichnungen und Preise erhielten – darunter sämtliche Klavierstücke Ludwig van Beethovens.

Nicht Bach! Meer sollte er heissen!
Sendesaal Bremen, Bürgermeister-Spitta-Allee 45
30. Oktober 2022, 18 Uhr

Mechthild Karkow: Barockvioline und klassische Violine
Tobias Koch: Hammerflügel
 

Programm:

  • Johann Sebastian Bach (1685-1750): Partita Nr. 2 d-Moll für Solovioline, BWV 1004
  • Ludwig van Beethoven (1770-1827): Sonate für Pianoforte und Violine Nr. 10 in G-Dur, Op. 96

Tickets: 10 / 5 €

Tickets sind telefonisch vorzubestellen unter 0421-33005767 oder direkt auf der Website des Sendesaals zu kaufen.