Wie klingt Venedig in den Händen von 90 Blockflötist:innen? Diese Frage beantwortete der 10. Bremer Blockflötentag am 25. Mai 2025 auf eindrucksvolle Weise. Zwischen musikalischer Neugier, organisatorischer Meisterleistung und emotionalen Begegnungen wurde dieser Tag zu einem bewegenden Höhepunkt für Musikbegeisterte aller Generationen.
Erwartung, Neugier, Lampenfieber – ein Start mit Spannung
Schon früh am Morgen lag eine besondere Stimmung in der Luft: Freude, Vorfreude – aber auch eine gewisse Anspannung. Nicht nur bei den rund 90 Teilnehmenden, die sich auf den Weg in die HfK gemacht hatten. „Kann ich mit meinem Spielstand mithalten? Wie ist das, an einer Hochschule zu musizieren?“ – viele Fragen begleiteten die Ankunft.
Auch auf Seiten der Organisation schwang eine respektvolle Spannung mit. „Hoffentlich klappt alles wie geplant“, hieß es im Orga-Team um Dörte Nienstedt, Initiatorin und künstlerische Leiterin des Tages. Doch schon nach kurzer Zeit wich die Nervosität einem gemeinschaftlichen Gefühl: „Wir ziehen alle an einem Strang“, war spürbar das unausgesprochene Motto – und es trug durch den ganzen Tag.
Orchester, Klangexperimente, Ensembles, Minikonzert
Dass die Blockflöte weit mehr ist als ein Instrument für Einsteigende, wurde bei diesem besonderen Tag eindrucksvoll bewiesen. Vom Kind mit Sopranblockflöte bis zur Musiker:in mit Subbass war die ganze klangliche Bandbreite vertreten. Überraschungen inklusive: „Ich wusste gar nicht, dass Blockflöten so groß sein können“, hörte man Kinder staunen.
Eines der Highlights war das moderierte Mini-Konzert im Konzertsaal der HFK. Dazu hatten die Studierenden der Blockflötenklassen in Eigenregie ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das unter dem Motto Venedig stand, dem Thema des diesjährigen Blockflötentages. Darin präsentierten sie die Blockflöte als künstlerisches Instrument und in einer Bandbreite von Solo bis Quartett, oder zusammen mit Cembalo, Harfen und Gesang.
Beeindruckend auch die Klangexperimente unter Leitung von Dörte Nienstedt. Eine heterogene Gruppe von 25 Teilnehmenden ließ innerhalb einer Stunde eine klangliche Collage entstehen – zusammen mit Stimme, Bewegung, Kanon und Texten von Casanova, Einstein oder Donna Leon – hier zeigte sich, wie vielfältig Blockflötenmusik sein kann.
Krönender Abschluss
Der Höhepunkt des Tages war ohne Frage das große Abschlusskonzert. In der vollbesetzten Galerie der HfK war die Atmosphäre festlich und konzentriert. Zwei groß besetzte Orchesterstücke – darunter ein 16-stimmiges Werk des venezianischen Komponisten Tiburtio Massaino – bildeten das klanggewaltige Finale.
Das Konzert zeigte, was an diesem Tag geleistet wurde: Ensembles, die von Studierenden gecoacht wurden, konnten ihre Werke präsentierten, die Klangexperimente sorgten für ein kreatives Innehalten. Und über allem schwebte die Freude, gemeinsam Musik zu machen – generationenübergreifend und ohne Leistungsdruck.
Ein Tag voller Hingabe
Dass alles so reibungslos funktionierte – vom rechtzeitigen Versand der individuell abgestimmten Noten bis zum pannenfreien Ablauf am Konzertabend – war der akribischen Vorbereitung zu verdanken. Besonders gewürdigt wurde die studentische Unterstützung: Fangchi Hsu, Julia Kämmerer, Jorunn Kumkar, Chaeeun Lee, Leah Meier, Aurelia Preu, Tsai-Hsuan Shen und Gregorii Titov waren nicht nur musikalisch, sondern auch organisatorisch tragende Säulen dieses Tages.
Nicht zuletzt war es auch eine Premiere: Erstmals leitete Mirjam-Luise Münzel, die neue Kollegin an der HfK, das große Blockflötenorchester. Mit sicherer Hand, Empathie und musikalischem Gespür führte sie durch die komplexen Werke und gewann dabei auf Anhieb die Herzen der Mitwirkenden.
Resümee und Ausblick
Am Ende des Tages: Erschöpfung, aber auch tiefe Zufriedenheit. „Puh, geschafft“, hörte man bei den Helfer:innen – und gleichzeitig: „Wann ist das nächste Mal?“ Die Rückmeldungen sprachen für sich: Von „Danke für den tollen Tag“ bis „Ich will in Bremen Blockflöte studieren“ war alles dabei. Und in einer E-Mail am nächsten Morgen hieß es: „Ein vielfaches Bravo Bravissimo – es war harmonisch, gekonnt und voller positiver Ausstrahlung. So ein Happening ist ein Geschenk.“
Der 10. Bremer Blockflötentag war mehr als nur eine Veranstaltung – er war ein Fest der Musik, der Begegnung, der Generationen und der Leidenschaft. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie Lehre, Praxis und kreative Gemeinschaft an der HfK Bremen Hand in Hand gehen. Und ein Tag, der allen Beteiligten in Erinnerung bleiben wird – klangvoll, bewegend, verbindend.