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Donnerstag | 24. Juli 2025

Bremen goes Chromatic

Cembalo cromatico – außergewöhnliches mikrotonales Instrument
© Prof. Dr. Christoph Prendl

Seit Mai 2025 besitzt die Hochschule für Künste ein sogenanntes Cembalo cromatico. Dieses außergewöhnliche mikrotonale Instrument mit 19 Tasten pro Oktave wurde auf Initiative von Prof. Dr. Christoph Prendl eigens von Dietrich Hein in Oldenburg angefertigt. Es ist die bisher einzige Kopie eines originalen Instruments, das heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt und 1631 von Francesco Fabbri gebaut wurde.

Die 7 zusätzlichen Obertasten pro Oktave werden für die Unterscheidung der Töne cis/des, dis/es, eis/f, fis/ges, gis/as, ais/b sowie his/c benötigt, die in einigen historischen ungleichstufigen Stimmungen um mikrotonale Intervalle voneinander abweichen.

Das neu angefertigte Instrument besitzt eine weitere Besonderheit, das es weltweit einzigartig macht: Ein eigens entwickeltes elektronisches Modul mit Hubmagneten und Bewegungssensoren registriert einerseits die Tastenbewegungen und kann andererseits die Springer auslösen und somit die Saiten anzupfen. Anders als bei menschlichem Spiel existieren dabei keine spieltechnischen Grenzen. Über einen speziell adaptierten MIDI-Anschluss kann das Spiel auf dem Instrument aufgezeichnet und in einer Notationssoftware oder einer digitalen Audio Workstation weiterverarbeitet werden. Umgekehrt kann so auch digital erzeugte Musik auf dem Instrument wiedergegeben werden.

Für die Studierenden an der Hochschule für Künste Bremen bedeutet das Instrument eine besondere Bereicherung ihrer Ausbildung: Auf ihm kann das chromatische Repertoire der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts historisch adäquat wiedergegeben werden. Dazu zählen etwa die Madrigale Nicola Vicentinos und Don Carlo Gesualdos, sowie bestimmte Musik für Tasteninstrumente von Giovanni Maria Trabaci, Girolamo Frescobaldi und Johann Jakob Froberger. Für den Unterricht in Musiktheorie und Gehörbildung eröffnen sich durch das Instrument neue Möglichkeiten, die Studierenden mit Ton- und Stimmungssystemen sowie Intonation vertraut zu machen. Darüber hinaus bietet das Instrument viele Einsatzmöglichkeiten in der Neuen Musik, nicht zuletzt durch das elektronische Modul, durch das auch mikrotonale Instrumente mit elektronischer Klangerzeugung live gespielt werden können.

Konzerte und Workshops mit dem Instrument sind für das Studienjahr 2025/26 geplant.

© Prof. Dr. Christoph Prendl