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Dienstag | 7. März 2023

Bremen Goes Sustainable

Eine Million Euro für Nachhaltigkeit an den Bremischen Hochschulen

Bremen will bis 2038 klimaneutral sein. Das ist erklärter politischer Wille. Während grundsätzlich darüber nachgedacht wird, ob kapitalistische Ökonomie und Nachhaltigkeit überhaupt zusammenpassen können oder ob das ganze System auf dem Prüfstand zu stellen ist, werden zugleich vielfältige Initiativen für die notwendige gesellschaftliche Transformation unterstützt.

„Das Thema Nachhaltigkeit spielt an der Hochschule für Künste Bremen sowohl institutionell als auch in der Lehre eine herausragende Rolle. Die Frage ‚wie wollen wir zukünftig leben‘ beschäftigt uns als kultureller ‚Think Tank‘ jeden Tag“, sagt Professor Roland Lambrette, Rektor der HfK.

Bremen soll Showroom für Nachhaltigkeit werden und bezieht sich dabei auf die „Sustainable Development Goals“ der UN. Gemeinsam entsprechende Konzepte auch für Forschung, Lehre und Betrieb der Hochschulen entwickeln, erproben, langfristig verankern und all das Wissen in die Zivilgesellschaft einbringen – dieses Ziel verfolgen die vier staatlichen Hochschulen in Bremen und Bremerhaven zusammen mit dem Alfred-Wegener-Institut mit „BreGoS – Bremen Goes Sustainable“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert dieses für das Land Bremen bisher einmalige Verbundprojekt über einen Zeitraum von drei Jahren mit einer Million Euro. Davon erhält die HfK Bremen für ihre Projekte 225.000 Euro.

Die Institutionen vernetzen sich, um gemeinschaftlich ihre unterschiedlichen Expertisen und Perspektiven dafür zu nutzen, um Handlungsoptionen in den Forschungsfeldern Biodiversität, Klimaschutz, Mobilität und Ressourcenschonung an ihren Standorten und in ihrem gesellschaftlichen Wirkungsfeld zu entwickeln und mit messbaren Beiträgen umzusetzen.

Die Kick-off-Veranstaltung am Montag, den 13. März 2023, fand reges Interesse im Haus der Wissenschaft, mehr als 100 Interessierte nahmen teil. Wissenschaftssenatorin Dr. Claudia Schilling (SPD) erklärte, dass Deutschland nicht nur ein Land der „Dichter, Denker und Ingenieure“ sei, auch das Konzept und Begriff des nachhaltigen Umgangs mit Natur, Menschen und Ressourcen seien hier erdacht worden – 1713 vom Oberberghauptmann des Erzgebirges, Hans Carl von Carlowitz, in seinem Werk „Silvicultura oeconomica“. Nach Grußworten von Prof. Dr. Jutta Günther (Rektorin der Universität Bremen) und Prof. Dr. Antje Boetius (Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts) wurden die Arbeitspakete des BreGoS-Projekts präsentiert. Nicht unerwähnt blieb, dass all das erst der Anfang eines tiefgreifenden Wandels der Institutionen und natürlich auch unserer Gewohnheiten sei.

In einer Podiumsdiskussion sprachen Vertreter:innen der Hochschulleitungen mit Enno Nottelmann, Staatsrat der Klimaschutzsenatorin, und einem Vertreter der Students for Future über nachhaltiges Handeln an den Hochschulen. HfK-Rektor Professor Roland Lambrette betonte, dass BreGos ein Projekt mit Vorbildcharakter sei. Dadurch, dass im Rahmen von BreGos Nachhaltigkeit nicht nur aus einer MINT- sondern auch aus einer kulturellen Perspektive betrachtet werde, habe das Projekt ein enormes gesamtgesellschaftliches Potenzial. Er machte deutlich, dass die Rolle der HfK Bremen, als eine Hochschule für Kunst, Design, digitale Medien und Musik, darin bestände, das Thema Nachhaltigkeit in alle Bereiche unseres Lebens zu übersetzen: beispielsweise wie wir uns kleiden und wie wir wohnen, welche Ressourcen wir für die Gestaltung von Produkten und unserer Umgebung in Anspruch nehmen, wie wir öffentliche Räume gestalten und uns in ihnen bewegen, was und wie wir konsumieren, wie wir mit Medien interagieren oder aber auch, welche persönlichen Ziele wir verfolgen, welche Zukunft wir imaginieren.

„Für die Ernsthaftigkeit der Lage, ist die Sprache, die wir im Kontext der Nachhaltigkeit – auch im Rahmen dieser Veranstaltung– verwenden, viel zu nett“, so Lambrette. „Die Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen müssen, brauchen eine ganz andere Power und auch Radikalität und ich hoffe, dass hier im Rahmen von BreGos wichtige Impulse gesetzt werden.“

Kick-off-Veranstaltung am 13. März im Haus der Wissenschaft

Gemeinsam Nachhaltigkeitskonzepte für Forschung, Lehre und Betrieb der Bremischen Hochschulen entwickeln, erproben und langfristig verankern – dieses Ziel verfolgen die staatlichen Hochschulen im Land Bremen und das Alfred-Wegener-Institut mit „BreGoS – Bremen Goes Sustainable“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt über einen Zeitraum von drei Jahren mit einer Million Euro.

Interessierte können bei einer Kick-off-Veranstaltung am Montag, 13. März, von 10 bis 12 Uhr, im Haus der Wissenschaft mehr über BreGoS erfahren. Nach Grußworten von Dr. Claudia Schilling (Senatorin für Wissenschaft und Häfen), Prof. Dr. Jutta Günther (Rektorin der Universität Bremen) und Prof. Dr. Antje Boetius (Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts) werden die Arbeitspakete des Projekts präsentiert und zur Diskussion gestellt. Anschließend diskutieren auf dem Podium Vertreter:innen der Hochschulleitungen, Enno Nottelmann (Staatsrat bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau) und Vertreter:innen von Students for Future, wie Konzepte für nachhaltiges Handeln an den Hochschulen verankert werden können. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos.

Die HfK Bremen bringt sich in das Kooperationsprojekt mit dem Arbeitspaket „Sharing ecologies – Forschung und Lehre zur Verankerung nachhaltiger Mobilitätsstrategien im Hochschulbetrieb und deren Umfeld“ ein. Vereint werden verschiedene Lehrformate wie Projekte, die sich mit jeweils unterschiedlichem Fokus mit der anwendungsbezogenen Erforschung, Entwicklung und Vernetzung von Mobilität und nachhaltigen Mobilitätsstrategien auseinandersetzen. Konkreter Ausgangspunkt des Vorhabens sind Transport- und Mobilitätsmodelle für die infrastrukturelle Umgebung des Campus der Hochschule wie des direkten Umfeldes. Es werden innovative, speziell angepasste Lastenfahrräder sowie elektrische Mikrofahrzeuge entwickelt, in der eigenen Prototypenwerkstatt gefertigt und praxisnah erforscht. Eine vergleichende Perspektive entwickelt eine internationale Kooperation zu künstlerischen Sichtweisen auf Mobilität. Sharing Ecologies bedeutet, Mobilität in größeren Zusammenhängen und vom Prinzip des Teilens und der gesellschaftlichen Teilhabe ausgehend zu denken.

Zwei Teilprojekte gehen konkret auf die herausfordernden Transportfragen der Hochschule für Künste mit verschiedenen Standorten in der Stadt ein: Wie kommt der Kontrabass in die Überseestadt? Wie kann ich große Gemälde zum Ausstellungsschiff Dauerwelle an der Weserburg bringen? Wie kann ich alleine einen Steinblock transportieren? Alexander Sahoo (Professor für Design Grundlagen) wird in seinem Teilprojekt „Lastenfahrräder für spezielle Zwecke“ gemeinsam mit Studierenden funktionstüchtige Prototypen entwickeln.

Andreas Kramer (Professor für Produktdesign) wird einen Kurs zu Mikromobilität anbieten und hier selbstbalancierende Elektrokarren entwickeln. Diese Fahrzeuge werden im Mobilitäts-Sharing System der Hochschule erprobt und damit als Modellbeispiel für die Mobilität im neuen Stadtteil Überseestadt dienen.

Ein drittes Teilprojekt „Künstlerische Perspektiven auf Mobilität“ wird von Ingo Vetter (Professor für Bildhauerei) betreut und fragt danach, warum und wie wir Dinge, Waren und Menschen bewegen? Hierzu werden zwei internationale Arbeitsgruppen in Bremen und Hanoi gebildet, die ihre Entwicklungen vergleichen und in zwei Ausstellungen präsentieren.