Auszeichnung
Mittwoch | 1. August 2018

Dritter Preis für HfK-Alumnus beim Wettbewerb der Kunsthalle Bremen

Jury des Kunstwettbewerbs „What is Love? Liebe & Dating im digitalen Zeitalter“ hat ausgewählt
Daniel Wrede, hermann r. 01, 2017, Kleiderbügel, Eisendraht © Vera Drebusch

Jury des Kunstwettbewerbs „What is Love? Liebe & Dating im digitalen Zeitalter“ hat Gewinner aus über 1100 Einreichungen ausgewählt

Anlässlich der aktuellen Ausstellung „What is Love?“ (7. Juli – 21. Oktober 2018) haben die Kunsthalle Bremen und das Monopol-Magazin einen Kunstwettbewerb zum Thema „What is Love? Liebe & Dating im digitalen Zeitalter“ ausgerufen. Unter den drei Preisträgern ist auch Daniel Wrede, der bis 2015 an der HfK Bremen Freie Kunst studierte und als Meisterschüler absolvierte. Er erhält für seine Arbeit „ Hermann R.“ ein Preisgeld von 1000 Euro.

Über die Vergabe der drei Preise hat eine Fachjury anhand von digitalen Dossiers entschieden. Insgesamt wurden über 1100 Werke eingereicht – Fotografien, Videos, Digitale Anwendungen, Malerei und Arbeiten auf Papier – die bis Ende Oktober auf whatislove.devorgestellt werden. Die Jury-Mitglieder waren Eva Fischer-Hausdorf (Kunsthalle Bremen), Sebastian Frenzel (Monopol) und Prof. Asli Serbest (Hochschule für Künste Bremen).

Daniel Wrede verwendet für „Hermann R.“ zwei herkömmliche Kleiderbügel, die er in verschiedenen Variationen ineinander schiebt. Sie ergänzen sich dadurch zu eeinem neuen zeichenhaften Ganzen, das Wrede als Sinnbild für den Algorithmus von Dating-Apps versteht: als symmetrische Teile einer Einheit scheinen sie wie füreinander gemacht. Durch den Titel verweist der Künstler auf den Rorschach-Test: wie beim Persönlichkeitstest lassen auch die Variationen der Kleiderbügel verschiedene individuelle Assoziationen zu. Wrede überzeugt durch sein souveränes konzeptuelles und minimalistisches Vorgehen, in dem er die schlichten Kleiderbügel in einen völlig neuen Kontext über wie auch gefühlvoll der ästhetischen Qualität des Alltagsobjekts nachspürt.

Daniel Wrede (*1979 in Pinneberg, lebt und arbeitet in Hamburg) hat eine Ausbildung zum Bauzeichner gemacht. Von 2008-2014 hat er Freie Kunst an der Hochschule für Künste in Bremen (HfK Bremen) studiert bei Prof. Yuji Takeoka, Prof. Stephan Baumkötter, Martina Klein und Christian Haake. 2014/15 war er Meisterschüler von Prof. Stephan Baumkötter an der HfK Bremen.

Daniel Wredes Werken liegt eine forschende Betrachtungsweise zu Grunde, mit der er sich alltäglichen Materialien und Objekten nähert. Er entwickelt neue konzeptionelle Strategien, die er aus dem Material, den spezifischen Eigenschaften und deren Erscheinungsformen herleitet. Mit präzisen Interventionen werden banale Gegenstände verändert um überraschende, mal groteske Anordnungen und Situationen herbeizuführen. Dabei geht es nicht nur um Veränderung, sondern um die Kontextverschiebung die entsteht.

Zwei identische Kleiderbügel aus Eisendraht lassen sich ineinanderschieben. So entsteht aus zwei einzelnen Teilen etwas/ein neues Ganzes. Sie „matchen“ miteinander, wie Profile einer Dating-App die durch Algorithmen „gematcht“ werden. Die Kleiderbügel sind gleichzeitig ein Symbol für den nächsten Schritt nach dem Kennenlernen, dem Zusammenziehen oder dem Einziehen in eine gemeinsame Wohnung. Man teilt sich einen gemeinsamen Kleiderschrank und die Dinge des täglichen Lebens.

Aus zwei Einzelnen wird ein gemeinsames.

Der Titel „Hermann R.“ verweist auf den Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Hermann Rorschach und dessen umstrittenen Persönlichkeitstest. Die beiden Bügel ergeben durch das Ineinanderschieben ein symmetrisches Bild, das an die Bilder des sogenannten Rorschach-Tests erinnert. Bei diesem Test wird analysiert, was man in diesen Tintenklecks erinnert. Bei diesem Test wird analysiert, was man in diesen Tintenklecks-Bildern sieht. Ähnlich mehrdeutig können die Profilbilder beim Online-Dating gelesen werden. Was gibt man dabei von sich Preis, wie möchte man selbst gesehen werden und wie sehe ich mich selbst. Was ist dabei Fiktion und was Realität?