Apply Now!

Fachbereich Musik: Bewerbungszeitraum für das Sommersemester 2025: 1.11.2024–8.12.2024 Integriertes Design Master: Bewerbungszeitraum für das Sommersemester 2025: 1.12.2024–13.1.2025

Mehr Informationen
Neuigkeit
Montag | 28. Oktober 2024

Fundstücke aus der Teilbibliothek Kunst

Vorgestellt von Jan Charzinski, Bibliotheksleiter
© Jan Charzinski

„Fraktur mon Amour“ – dieses Fundstück von Judith Schalansky aus dem Jahre 2006 beschäftigt sich mit der großen Liebe der Verfasserin. Diese Liebe aber ist etwas verrucht, denn der Gegenstand der Liebe hat einen schlechten Ruf: die Fraktur. 

Dabei (er)trägt diese Schriftgattung ihr schlechtes Image teilweise völlig zu Unrecht. Denn die, die größtenteils für dieses miese Ansehen verantwortlich sind, haben die Schrift, die bedeutend älteren Ursprungs ist, schlichtweg für ihre Zwecke missbraucht – wie sie es mit so vielem getan haben. Dabei haben die Nationationalsozialist:innen die Fraktur später gar selbst wieder abgewertet und diffamiert. Dennoch hängt den gebrochenen Schriftarten immer noch dieses gewisse Geschmäckle an und das thematisiert das Buch in kurzen Texten, aber vor allem in liebevoller grafischer Zuwendung und spielerischer Annäherung an die schönste Schriftgattung der Welt (laut Autorin). 

Das ganze Buch ist Liebeserklärung, Hommage und Auseinandersetzung zugleich, welche einem die verfemte Schriftgattung wieder etwas näherbringt, wenn man nicht ohnehin eine Affinität dazu hatte – wie der Schreiber dieser Zeilen. Er erfreut sich an diesem Versuch der Klarstellung und dem freudigen Spiel damit, „Fraktur mon Amour“ macht Spaß und gibt einen tollen Eindruck, mehr braucht man nicht.

Und trotzdem liefert das Buch auch noch ein Datenmedium mit, das viele der abgebildeten Schriften für die eigene Schriftenbibliothek enthält, auf dass die Fraktur wieder Einzug erhalten kann, wenn auch einige der abgedruckten Beispiele immer noch mit kritischem Augenmaß zu nutzen sind, eben weil die Liebe zur Fraktur eine ambivalente sein kann. Meine Liebe hat sie.

© Alexandra Maarouf

Auf der Suche nach einem Fundstück in der Bibliothek begegnen einem viele überraschende und weniger wunderliche Dinge. Im eher dunklen, fensterlosen – sogenannten geschlossenen – Magazin hinter dem Büro lagern viele, vor allem alte Bestände. Wer den klimatisierten, etwas gruseligen Raum mit den Drehregalen betritt, grüßt am besten erstmal die Magazingeister mit einem freundlichen „Hallo“ oder einem enthusiastischen „Moin“. Das funktioniert meistens ganz gut und die Geister lassen einen in Ruhe die zu verrichtende Arbeit tun. Nur selten fallen einem Bücher auf den Kopf oder rollen die Regale wie von Geisterhand geführt auf einen zu. Den Ellenbogen stößt mensch sich aber trotzdem mal, was aber vermutlich weniger an den Geistern liegt. 

Bei diesem Fundstück gab es trotzdem einen Schreck, als die Schreibenden dieser Worte ganz unverhofft im Halbdunkel des Archivs einem Schädel gewahr wurden. Zugegeben: Sehr groß war der Schreck nicht, aber deftig genug, um auf das schöne Fundstück aufmerksam zu werden. Bei diesem handelt es sich um „Douglas Gordon's The Vanity of Allegory", ein Ausstellungskatalog in Form einer (deckellosen?) Box, herausgegeben anlässlich einer gleichnamigen Ausstellung im Jahr 2005. Die Box ist gefüllt mit 49 postkartenähnlichen losen Blättern, die Werke, Texte und Bezüge zur oder aus der Ausstellung zeigen. Das Ganze hat etwas von einem kultistischen Bau- oder Setzkasten und verleitet zu einem spielerischen Umgang mit den teils morbiden Motiven. Leider scheint der Katalog nicht vollständig, aber vielleicht geben die Magazin-Geister die fehlenden Teile irgendwann wieder frei – meistens tun sie das.

Nicht weniger spooky ist das zweite Fundstück, welches uns die Magazingeister in die Hände fielen ließen, dabei hat es nahezu das gleiche Format wie das erste Fundstück (16,7 x 12,2 x 3 Zentimeter), Zufall? Jedenfalls ist das Buch „The Hidden World“ ein kleines Archiv, zusammengetragen vom Künstler Jim Shaw, der neben seiner eigentlichen künstlerischen Arbeit auf Märkten und in Thriftshops gerne nach ungewöhnlichen, teils suspekten Fundstücken sucht und diese hier, in diesem Buch präsentiert. Diese „Didactic Art Collection“ vereint auf diese Weise Cover von christlichen Magazinen der 1950er-Jahre, Indie-Comicauszüge, anti-religiöse Flugblätter, Bauchauszüge von Ufo-Enthusiasten, Patriotenmagazine, frühe Science-Fiction-Einbände, private und halböffentliche Fotos, Tarot-Werbung und vieles mehr. Dabei scheint die Zusammenstellung eine Geschichte erzählen zu wollen, die sich aber gleichzeitig wieder entzieht oder auf fünfzig+ verschiedene Weisen gelesen werden kann. Auch dieses Fundstück hat nicht nur wegen des Covers – zwischen Bibel und Adventure-Roman – etwas Geheimnisvolles bis Okkultes. Dabei löst Shaw die seltsame narrative Verstricktheit der Seiten am Ende wieder ein stückweit auf, indem er ein Glossar der vorgefundenen Dinge anbietet, was fürs Lesevergnügen aber nicht notwendig ist. Ohne dessen Kenntnis entwickelt sich die Absurdität der Inhalte nämlich viel besser und lässt einen morbiden Spaß aufkommen.

Kommt doch mal wieder rum in der Bibliothek und schaut euch diese oder andere Fundstücke an, seien sie nun wundersam oder erwartbar. Bis bald.

© Alexandra Maarouf

Als Fundstücke des Monats präsentieren wir diesmal sowohl ein altes als auch ein neues Buch. Wo sich „Die Mode in der Karikatur“ von 1928 mit mehr oder weniger witzigen Karikaturen und Kommentaren auf die Modewelt des 19. und frühen 20. Jahrhundert beschäftigt, dreht sich das Buch „Get Rid of Meaning“ (2021) um etwas völlig anderes, nämlich um die Autorschaft von Kathy Acker, der sogenannte Queen of Punk. Der Ausstellungskatalog des Badischen Kunstvereins zeigt Einblicke in die amüsante und teils wilde Recherche- und Arbeitswelt der Autorin, inklusive Blutungen, schwarzen Riesenspinnen, Pimmeln und Männer verspeisenden Göttinnen.

Zwei Bücher, die rein gar nichts miteinander zu tun haben, außer vielleicht einer gewissen Intention von Humor und Statement, welche aber unterschiedlicher kaum sein könnten. Und nur eines davon trifft den Humor des hier Schreibenden tatsächlich, welches das ist, kann geraten werden. 😊

Jedenfalls können in der Teilbibliothek Kunst am Speicher XI dennoch beide gefunden werden und beide sind Ausdruck ihrer Zeit und ihres Humors, welcher den jeweiligen Zeitgeist kommentiert. Wie gesagt, mal mehr mal weniger gelungen.

Als drittes gerade eingeschlichenes Fundstück fielen uns noch die „Modeblätter Alfred-Marie“ in die Hände. Zugegeben, das wirkt jetzt etwas nachgeschoben, aber diese Mappe mit handkolorierten Holzschnittdrucken aus den 10er Jahren des 20. Jahrhunderts hatte es uns sofort angetan und wir sahen nicht ein, dass sie hinter den anderen beiden Fundstücken zurückstehen sollte, wenn, dann eher andersherum. Das fragile Mäppchen ist nämlich ein echter Hingucker und wartet neben sehr eigenen Illustrationen auch noch mit seidenem Vorsatz- und selbstgeschöpftem Druckpapier auf, leider hat es vermutlich schonmal bessere Tage gesehen.

Die Tiefen der Bibliothek fördern aber immer wieder Interessantes zu Tage. Aber macht euch selbst ein Bild und kommt vorbei in der Bibliothek.

© Hochschule für Künste Bremen

Die Bibliothek ist ja bekanntlich ein Ort der Ruhe, der Kontemplation und der Erkenntnis. Ähnlich verhält es sich mit einem anderen Ort: dem Klo, auch Abort oder Bedürfnisanstalt genannt, wieder so eine Parallele. Auch die Bibliothek kann Bedürfnisse stillen, durch Vermittlung von Wissen, Inspiration oder als Raum für das Lernen, das Sein oder der Zusammenkunft. Und so deckt unser Funkstück mehr oder minder gleich mehrere Bedürfnisse ab, auf gewisse Weise. Denn das Buch „Cacas – Die Enzyklopädie der Kacke“ bringt uns die Welt der Ausscheidungen der diversen Bewohner:innen dieser Erde näher und gibt uns einen ganz fantastischen Einblick in Beschaffenheiten und Farbaspekte. Sicherlich eignet es sich auch als Klolektüre, doch empfehlen möchten wir dies nicht. Schaut doch trotzdem mal in der Bibliothek vorbei und werft – zur Entspannung – einen Blick in das Buch oder den vielfältigen Bestand der Teilbibliothek.

© Hochschule für Künste

Ihr wolltet schon immer wissen wie es aussieht, wenn zumeist alte Männer, Erlasse, Dekrete, Urkunden und ähnliches in Schönschrift und ausgestorbenen Sprachen auf aufwendig geschöpftes Papier oder Tierhäute auftrugen? Dann ist dieses Fundstück genau das Richtige – in „Beispiele Künstlerischer Schrift aus Vergangenen Jahrhunderten“ findet ihr genau solches in einer fein aufgemachten losen Sammlung von Seiten und Repros. Während der Inhalt sich meist nur Lateinkundigen erschließen wird, wirken hier in erster Linie die kunstfertigen Hand- und Schmuckschriften, die einen Eindruck davon geben wie solche Dokumente damals gestaltet und aufgesetzt wurden. Wie viele solcher alten Lehrmaterialien, befindet sich auch dieses Fundstück im Magazin der Bibliothek und kann euch von dort aus bereitgestellt werden, wenn solch euch besagte Schriften interessieren. Also schaut doch trotzdem mal in der Bibliothek vorbei und werft – zur Entspannung - einen Blick in das Buch oder den vielfältigen Bestand der Teilbibliothek.