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Bewerbungszeitraum für das Wintersemester 2025/26 – Digitale Medien (B.A.): 1.2.–15.5.2025 – Digitale Medien (M.A.): 1.4.–31.5.2025 – Integriertes Design (B.A.): 1.2.–30.4.2025 – Integriertes Design (M.A.): 1.4.–15.5.2025

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Auszeichnung
Sonntag | 8. Februar 2015

HfK-Bremen vergibt Hochschulpreise 2015

Insgesamt 12 Preise für herausragende künstlerische und gestalterische Leistungen

Im Rahmen der Hochschultage 2015 hat die HfK-Bremen auch die diesjährigen HfK-Hochschulpreise vergeben. In den Feldern Integriertes Design, Freie Kunst und Digitale Medien wurden insgesamt 12 Hochschulpreise für herausragende künstlerische und gestalterische Leistungen an Studierende und Absolventen vergeben. Die Preise sind in der Regel – abweichende Aufteilungen waren durch Beschluss der jeweiligen Jury möglich – mit 700 € (1. Preis), 400 € (2. Preis) und 200 € (3. Preis) dotiert. Für den Interdisziplinären Preis Digitale Medien gab es 300 €. Die Urkunden überreichte HfK-Rektor Prof. Herbert Grüner im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung vor zahlreichen Gästen und Besuchern, darunter Bremens Wissenschaftssenatorin Professorin Eva Quante-Brandt.

Jury: Daniela Bartels, Jannis Ellenberger und Joachim Baldauf

1. Preis: Jui Kitsumritiroj für ihr Projekt COBRIO

Bei COBRIO handelt es sich um ein System zur Unterstützung von Kreation und Vermarktung von Eigenprodukten in sozialen Einrichtungen. Jui Kitsumritiroj hat ihr preisgekröntes Konzept in Zusammenarbeit mit den Werkstätten für Menschen mit Behinderung des Martinshof Bremen und dem Verein Crazy Run entwickelt. Ihr besonderes Anliegen war, nicht bereits fertig entwickelte Dinge in den Werkstätten schlicht realisieren zu lassen, sondern eine Methode und ein Instrumentarium zu entwickeln, um Produkte in einem gemeinsamen Prozess mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstehen zu lassen. In Workshops wurden die Objekte zusammen mit den Mitarbeiter_innen aus den Werkstätten des Martinshofs und den Werkstattleiter_innen, Studierenden aus dem Design und der Designpädagogik konzipiert. Dazu wird den Beteiligten ein kreatives Werkzeugpaket an die Hand gegeben, so dass einerseits der Prozess gelenkt wird und andererseits die Produkte in Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung entwickelt werden.

Die Jury hat diese Methode und das Instrumentarium überzeugt, das ihrer Meinung nach einen hohen Innovationsgehalt aufweist. Das Projekt besitzt eine Initiativkraft, die auch für andere soziale Bereiche genutzt werden kann.

2. Preis: Janis Fisch für „Intersection“

Jede Kunstform, jede Subkultur hat ihre eigenen Regeln und etablierten Umgangsformen. Ob Rockmusikkonzert oder Theateraufführung – es gibt anerkannte Kleidungsregeln, sprachliche Ausdrucksformen und Verhaltensweisen, an denen sich Mitglieder gegenseitig erkennen. Neue Ideen und Strömungen entstehen aber oft an den Schnittpunkten zwischen Etabliertem, sagt Janis Fisch. 
Fischs Performance „Intersection“, die als Bachelor-Arbeit unterstützt von Florian Brunken, Moritz Brunken, Anna Huhn, Matthias Ruthenberg und Felix Scheer in der Schwankhalle aufgeführt wurde, verbindet Designvortrag, Punk-Konzert und Theaterabend. Akteure aus den Disziplinen Design, freie Kunst, Musik, Performance und Choreografie treffen mit ihren jeweiligen Hintergründen aufeinander. Es trifft Lautstärke auf stillen Ausdruck, komplexe Vortragsthemen auf geschriene Musiktexte. Die Akteure befinden sich im Spannungsfeld zwischen Rücksichtnahme aufeinander und der Härte der Ausdrucksformen. Die Jury war vor allem vom Freigeist des Projektes beeindruckt. Das “Besinnen auf das Studentische” wurde hervorgehoben; also das Studium als Möglichkeit und Spielwiese zu begreifen, Grenzen auszutesten und den Mut zu haben mit unkonventionellen Formen zu experimentieren.

3. Preise für Masterstudio-Projekt „Like Bremen“ und für Marieke-Sophie Schmidt für ihr Mode-Projekt „Ein Klang, ein Glanz, ein Seelenschwingen“

Die interdisziplinäre Gruppenarbeit „Like Bremen“ ist eine Stop-Motion Animation, die in der Bühnen-Installation von realen und fiktiven Bremer Straßenzügen spielt. Es ist eine satirische Auseinandersetzung mit Trends sowie mit der direkten Umgebung der Studierenden, und die Befragung der Stadt Bremen als Identifikationsfigur. Beteiligt waren Max Altenburg, Fariba Ghodoussi, Jörg Riechardt, Alexander Pfeiffenberger, Zora Hühnemann, Mario Ziegenbalg, Irina Schäfer, Nele Mohr, Waleri Perikow, Marvin Uhde und Lisa Maschmeyer.

Einen weiteren 3. Preis sprach die Jury Marieke-Sophie Schmidt zu. Als Ausgangspunkt ihres Projekts „Ein Klang, ein Glanz, ein Seelenschwingen“ hat Marieke-Sophie Schmidt einen zentralen Aspekt von Mode - das Sehen und Blicken – vorerst ausgeblendet. Ihre Mode-Kollektion ist durch die Begegnung mit einem blinden Menschen und der Schilderung seiner Wahrnehmung entstanden. Ihre Perspektive hat Marieke-Sophie Schmidt durch Selbstversuche erweitert: Sie hat zum Beispiel mit geschlossenen Augen Kleidung nach ihrer Haptik ausgewählt, angezogen und erst anschließend geschaut, wie sie zusammen passt. 
In der so entstandenen Herren-Kollektion vereinen sich Material-, Struktur- und Oberflächenexperimente zu teilweise voluminösen Roben mit geräuschvollen Materialien wie Videobändern und Pailletten.
Sonderpreis Integriertes Design für die Gruppenarbeit „Total Oper“
„Total Oper“ dokumentiert die interdisziplinären HfK-Opernprojekte, die in Zusammenarbeit der Fachbereiche Kunst und Design und Musik in den letzten 10 Jahren an der Hochschule auf die Beine gestellt wurden. Entstanden ist ein hybrider Ordner, der zwischen Künstlerbuch und Archiv changiert. Die Jury lobt die präzise grafische Umsetzung, die sorgfältige Dokumentation der Archivalien und die dadurch zum Ausdruck kommende Wertschätzung für die Arbeit der vorherigen Studierendengenerationen. Beteiligte Studierende: Annika Tritschler, Eike Harder, Eun Jung Kwak, Julia Dambuk, Nadine Rother, Tanja Theinert:

1. Preis: Katharina Kreutzkamp

Wann wird aus einer Fotografie ein Bild? Wo liegen die Grenzen und Schnittstellen des Repräsentativen bzw. Albbildhaften des Photographischen, wo das konstruktive Bildmoment des Autors? In ruhigen, undramatischen Bildern widmet sich Katharina Kreutzkamp elementaren Fragestellungen, die zugleich in ihrer sinnlichen Verfeinerung und ästhetischen Ausformulierung die Jury überzeugten.

2. Preis: Gustavo Méndez Lòpez

Die Arbeit von Gustavo Méndez Lòpez basiert auf einem programmierten Algorithmus. Mit dieser scheinbaren Zufallsmethode erschafft er täglich neue Bilder poetischer Schönheit und verweist gleichzeitig auf die zentrale Bedeutung, die Daten in der heutigen Gesellschaft haben.

3. Preis: Lucas Kalmus

Mit Lucas Kalmus wählte die Jury einen Erstsemesterstudenten aus. Seine Fahrräderserie steht für den Spaß des Anfangs einer künstlerischen Ausbildung. Kalmus Farbstiftvariationen und humorvolle Deformationen eines Themas überzeugten die Jury gerade, weil sie so frei von jeder referentiellen Aufladung erscheinen.

Jury: Sascha Pohflepp, Hannes Hoelzl, Katrin Hunsicker

Im Studiengang Digitale Medien vergab die Jury drei gleichberechtigte Preise sowie einen gesonderten „Interdisziplinären Preis“

Luiz Gustavo Zanotello für das Projekt “Hafenkante”

Ausgehend von gegenwärtigen Gentrifizierungsprozessen in der Bremer Überseestadt in unmittelbarer Nähe zu der HfK entwirft Luiz Gustavo Zanotello das Zukunftsszenario neuer sozialer Zusammenhänge, die ihren Lebensraum nicht auf dem stabilen Grund des Landes sondern in räumlichen Gebilden finden, die sich flexibel auf der Wasseroberfläche bewegen. Dieser aus Satellitenperspektive visualisierte Prozess beginnt in “Hafenkante” mit dem hypothetischen Moment, in dem die Furchung des Bodens durch Bauarbeiten so oft wiederholt wird, dass dieser erodiert und sich nach und nach mit Wasser füllt. “Hafenkante” war für die Jury ein Ansatz, neoliberale urbane Umstrukturierungen weder gut zu heißen noch sich damit zu begnügen sie zu beklagen, sondern darin neue, ungeplante, unplanbare und den ursprünglichen Plänen möglicherweise sogar entgegen gesetzte Raumnutzungen imaginierbar zu machen.

Lucia Mendelova für das Projekt “Nice, nice, very nice”

Lucia Mendelovas Projekt spielt sich in der Zukunft ab, genauer im Jahre 2042. Auf einer Messe und einer dazu gehörigen Website werden unterschiedliche theoretische und philosophischen Ansätze, wie “Objektorientierte Onthologie”, “Spekulativer Realismus” und “Digital Humanities” als Unternehmen inklusive eigenen Logos, Merchandising-Produkten und Werbetext-ähnlichen Kurzbeschreibungen vorgestellt, die die wie die Künstlerin sagt die “neoliberale Zukunft” regieren werden. Die Jury betrachtet Lucia Mendelovas Projekt als eine sehr clevere und ironische Kritik an den oft inhaltsleeren theoretischen Hypes um die jeweils neuesten Ansätze meist männlicher Theoretiker in der Kunst und der Akademia, innerhalb derer Wissensproduktion mehr und mehr den Charakter einer Ware annimmt statt ein kritischer Impetus zu sein.

Eran Amir für das Projekt “The Artist in Present, Now in 3D”

Ausgangspunkt für Eran Amirs Projekt ist die Performance “The artist is present” von Marina Abramovic, in der sich die Künstlerin und Besucher_innen an einem Tisch im MoMa in New York im Jahr 2010 so lange schweigend gegenüber saßen und sich anschauten, wie letztere dies wünschten. In seinem Projekt schafft Eran Amir auf technisch und ästhetisch sehr gut umgesetzte Weise eine virtuelle Replik dieser Situation. Indem er hierfür ausgerechnet einen performativen Akt wählt, dem all das zugeschrieben wird, was digitale Medien zunächst nicht zu sein scheinen, nämlich physische Nähe, Einzigartigkeit und Unwiederholbarkeit des Moments, usw., ermöglicht Eran Amir eine sehr interessante Reflektion nicht nur über digitale Medien im Allgemeinen und virtuelle Realitätssimulationen im Besonderen, sondern im Umkehrschluss auch über das, was wir als die eigentliche Realität bezeichnen. So wirft sein Projekt z. B. die Frage auf, ob die Erfahrung des Realen mehr mit den Erwartungen, Begehren, Emotionen, etc. zu tun hat, die in einen spezifischen Moment investiert werden als mit dessen medialen Vermitteltheit oder Unvermitteltheit.

Interdisziplinärer Preis für Nils Langhorst und Anna Bredow

Nils Langhorst und Anna Bredow entwerfen und gestalteten Jacken für urbane Fahrradfahrer und –fahrerinnen. In die Ärmel ihrer Jacken sind LED-Leuchten eingenäht, die beim Ausstrecken des Armes durch ebenso im Stoff befindliche Sensoren zu blinken beginnen. Die Geste des Abbiegens wird so für andere Verkehrsteilnehmer_innen bei Nacht deutlich sichtbar. Die Jury fand, dass dieses Projekt eine praktikable und elegante Lösung auf ein Problem anbietet, das oft zu sehr gefährlichen Unfällen führt. Gleichzeitig hebt sie hervor, dass es ein sehr interdisziplinärer Prozess war, innerhalb dessen diese Jacken entstanden sind. So haben hier nicht nur Studierende der Medieninformatik der Universität Bremen und der Digitalen Medien der HfK zusammengearbeitet sondern auch den Bereich Mode der HfK einbezogen.