Auszeichnung
Mittwoch | 24. September 2025

Klangkünstlerische Forschung mit dekolonialem Blick

Das Bockmeyer Stipendium 2025 geht an Moira Anouk Meine Fuentes
Von links: Prof. Andrea Rauschenbusch (HfK Bremen), Bockmeyer-Stipendiatin Moira Anouk Meine Fuentes und Prof. Alexander Sahoo (HfK Bremen).
Von links: Prof. Andrea Rauschenbusch (HfK Bremen), Bockmeyer-Stipendiatin Moira Anouk Meine Fuentes und Prof. Alexander Sahoo (HfK Bremen). © Helge Stobrawe

Die H.-A.-Bockmeyer-Stiftung unterstützt an der Hochschule für Künste (HfK) Bremen jährlich ein künstlerisches Reiseprojekt mit 3.000 Euro. Dafür können sich Studierende aus den Bereichen Freie Kunst, Integriertes Design und Digitale Medien bewerben.

Angesichts der Anzahl, Qualität und verschiedenen Themenspektren der eingereichten Bewerbungen fiel der Jury die diesjährige Auswahl nicht leicht. Besonders überzeugen konnte jedoch die Gewinnerin Moira Anouk Meine Fuentes aus dem Studiengang Freien Kunst mit dem Konzept für ihre Arbeit „Kupfer, Klang und Keramikkörper“.

Zur Jury gehörten: Dr. Klaus Martin (Vorstand der Bockmeyer-Stiftung), Annette Hans (GAK), Prof. Andrea Rauschenbusch (HfK Bremen) und Prof. Alexander Sahoo (HfK Bremen).

Das Bockmeyer-Stipendium wird die Künstlerin Moira Anouk Meine Fuentes nach Chile führen, genauer in die Atacama-Wüste und zu Orten des dortigen Kupferabbaus und traditionellen Handwerks. Dort ist geplant, den gelebten Alltag der dort ansässigen Bevölkerung sowie die Auswirkungen des heutigen Kupferabbaus auf den Alltag dieser Menschen und die Landschaft zu erforschen sowie anhand der eigenen familiären Geschichte zu reflektieren.

Stationen dieser Reise werden die zentralen Orte des Kupferabbaus in Chile sein: Calama („Stadt des Kupfers“), Chuquicamata (wurde 2004 wegen des Bergbaus umgesiedelt und beherbergt eine der größten Kupferminen der Welt), Antofagasta (Hafenstadt, von der aus Kupfer verschifft wird) und San Pedro de Atacama, dem Heimatdorf der Künstlerin, das stark touristisch geprägt und bekannt für seine präkolumbianische Geschichte sowie Traditionen der Töpferei wie auch Metallverarbeitung ist.

Das künstlerische Konzept konnte die Jury dabei vor allem durch den Ansatz überzeugen, eine klangliche Kartografie der Region zu erschaffen, welche die Stimmen der Arbeiter:innen einfängt – sowohl im Bergbau als auch im Handwerk – und die Resonanz des Kupfers in der Landschaft, im Alltag und in den Erinnerungen der Menschen erforscht.

Damit ist das Reiseprojekt nicht nur auf Chile begrenzt, sondern schlägt einen Bogen in die westlichen Industrienationen. Die Künstlerin verweist auf die unmittelbaren Auswirkungen, die Wirtschaft und Konsum in Europa auf das Leben der Menschen haben, aus deren Regionen die Rohstoffe für den modernen westlichen Lebenswandel stammen. „Die lokalen Auswirkungen dieser Verflechtungen auf der Ebene des Klangs zu erforschen und für die Abschlussausstellung an der HfK aufzuarbeiten, verspricht eine außergewöhnliche Art der Auseinandersetzung mit dem Thema, bei der eine Verknüpfung von autobiografischer Erinnerung, klangkünstlerischer Forschung und einem dekolonialen Blick auf Materialität entsteht“, so die Jury. Ihr erschienen die sich dabei ergebenden Perspektivwechsel herausragend und zeitgemäß im Kontext von kultureller Recherche sowie der „Verknüpfung von Materialität und Identität“.