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Freitag | 18. November 2022

Neue CD von Sopranistin Bettina Pahn

Zwei Frauen im Originalklang

Bettina Pahn (Sopran) und Christine Schornsheim (Hammerklavier) nehmen CD „O, wie beseligend“ auf

Während Robert Schumann sich dafür einsetzt, Werke seiner Frau Clara in den Druck zu bringen, schreibt Felix Mendelssohn an seine Mutter: „zu einer Autorenschaft hat Fanny … weder Lust noch Beruf, – dazu ist sie zu sehr eine Frau wie es recht ist.“ So bleibt seine Schwester Fanny Mendelssohn, verheiratete Hensel, als Komponistin im häuslichen Rahmen gefangen. In der bürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts gesteht man ihr als Nicht-Berufsmusikerin das Klavierstück und das Lied zu, auch wenn sie durchaus mit der Komposition von Chor- und Orchesterwerten für familiäre Feste ihre Grenzen auslotete. Beide Komponistinnen, sowohl die Berufsmusikerin Clara Schumann, geborene Wieck, als auch die in bürgerlichen Konventionen gefangene Fanny Hensel, entsprachen in erster Linie als Interpretinnen der Werke anderer, in der Regel männlicher Komponisten, gänzlich dem Frauenbild ihrer Zeit.

Mit Liedern von Fanny Hensel und Clara Schumann hat Sopranistin Bettina Pahn, HfK-Dozentin für Gesang Alte Musik, mit Christine Schornsheim (Hammerklavier) die CD „O, wie beseligend“ herausgebracht. Das Hauptaugenmerk bei der Erarbeitung dieses frühen deutschen romantischen Repertoires lag für Pahn auf der Rhetorik und Verzierungspraxis der Zeit.

In einer Rezension des Magazins „Class aktuell“ heißt es: „Bettina Pahn indes ist im romantischen Liedfach so versiert und erfahren wie kaum eine andere deutschsprachige Sopranistin. Diese geballte Erfahrung macht sich vom ersten Moment an bemerkbar: Ihre lyrische Stimmfärbung ist ideal geeignet für dieses Repertoire, und ihre Deklamation und Phrasierung wirken durch und durch stimmig und natürlich, sozusagen wie selbstverständlich.“

Die CD wurde von Tonmeisterin Renate Wolter-Seevers im Bremer Sendesaal aufgenommen. Sie war für ihre Produktionen sechsmal für einen Grammy Award nominiert und gewann ihn schließlich 2015, aber auch Preise wie den französischen Diapason d'or, den Midem Classical Award oder den Deutschen Schallplattenpreis. Über die Aufnahmequalität von „O, wie beseligend“ schreibt „Class aktuell“: „Auf diesem Album ist gerade so viel Hall zu hören, dass es der Musik dient und den Klang angenehm und samtig macht, während er intime Eindruck der oftmals empfindsamen Lieder zu keiner Zeit gestört wird.“ Bettina Pahn widmet die CD ihrer Tonmeisterin, die überraschend im August 2022 im Alter von nur 63 Jahren verstarb.