Freitag | 4. Juli 2025

Der Karin Hollweg Preis 2025 geht an Yuliya Tsviatkova

Die Arbeit der Preisträgerin ist Teil der Meisterschüler:innen-Ausstellung 2025

Eine Pressemitteilung von Susanne Wendlandt

Porträt von Yuliya Tsviatkova, Preisträgerin des Karin Hollweg Preises 2025. Sie blickt ruhig in die Kamera und lächelt leicht, im Hintergrund ein neutraler Raum.
Yuliya Tsviatkova, Preisträgerin des Karin Hollweg Preises 2025 © Kim Mayer

Die Arbeit der Preisträgerin Yuliya Tsviatkova ist Teil der Ausstellung what is that invisible thing your arm is resting on, der Meisterschüler:innen der HfK Bremen, die vom 28. Juni bis zum 10. August 2025 in der Weserburg Museum für moderne Kunst gezeigt wird. 

Yuliya Tsviatkova, geboren 1993 in Belarus, lebt und arbeitet derzeit in Bremen. 2015 erwarb sie ihr Diplom in Biologie an der Mogilev State University A.A. Kuleshov (Belarus). Anschließend begann sie ein Masterstudium in Marine Biology an der Universität Bremen und wechselte 2018 in den Studiengang Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen. 2024 erhielt sie ihr Diplom in der Klasse von Prof. Dr. Rosa Barba, die später von James Richards weitergeführt wurde. Bei ihm absolvierte sie auch ihr Meisterschüler:innen-Studium.

Mit einem Hintergrund in Mikrobiologie betrachtet Yuliya Tsviatkova ihre künstlerische Praxis als einen Raum, in dem wissenschaftliche Neugier auf poetisches Erzählen trifft. Ihre videobasierte Arbeit beschäftigt sich mit Themen wie Exil, Umweltgewalt und der Verflechtung menschlichen und nicht-menschlichen Lebens – erzählt durch nicht-lineare Narrative und eine immersive Bildsprache. Im Zentrum steht oft das Zusammenspiel von Erinnerung, Mythos und Landschaft; der Wald erscheint dabei regelmäßig als Figur des Zufluchtsorts und des Widerstands. In ihrer künstlerischen Praxis reflektiert Yuliya darüber, wie politische Strukturen emotionale, ökologische und existenzielle Realitäten prägen und schafft Raum für übersehene Verbindungen und zum Schweigen gebrachte Geschichten. 

Zu ihren künstlerischen Beteiligungen zählen unter anderem: 2023 Red Like the Sea im Kunstquartier Bethanien, Berlin; 2023 Performative Evening im Kunstverein Hannover; und 2022 die Gruppenausstellung Monument to a Phantom Limb in der Galerie La Box in Bourges, Frankreich.

 

Ihre Videoinstallation „In the animal’s skin“ verbindet auf eindrückliche Weise Politik mit Poesie und hat die Jury mit ihrer subtilen Komposition und der großen Präzision im Zusammenspiel von Bild, Sound und Text überzeugt. Das Werk thematisiert den von Polen errichteten Grenzzaun an der Grenze zu Belarus. Dieser soll Migranten den Weg nach Europa versperren und verläuft quer durch den Białowieża-Urwald. Er stellt auch eine Barriere für alles andere Leben dar, und die Künstlerin verwebt diese Tatsache mit einer unterschwellig erzählten persönlichen Geschichte. Im Laufe der 14 Minuten wird jede noch so kurze Sequenz im Video aufgelöst, wodurch die Arbeit bei aller Kürze eine große Spannung aufbaut. Auf dem Boden unter der Projektionsfläche befindet sich eine schematische Darstellung des Urwaldes. Die Fläche markiert den Zaun, und das Video zeigt ohne Drama das Monster, das dort errichtet wurde.

Yuliya Tsviatkova 
In the animal’s skin, 2025
Video, 14:10 Min.

Yuliya Tsviatkova: In the animal’s skin, 2025, Video, 14:10 Min. Momentaufnahme aus der Ausstellung „what is that invisible thing your arm is resting on“. © Kim Mayer
  • Wolfgang Hainke (Künstler, Bremen)
  • Dr. Andreas Kreul (Karin und Uwe Hollweg Stiftung)
  • Prof. Dr. Christoph Grunenberg (Direktor Kunsthalle Bremen)
  • Ingo Clauß (Kurator Weserburg Museum für moderne Kunst)
  • Dr. Arie Hartog (Direktor Gerhard Marcks Haus)
  • Ingmar Lähnemann (Leiter Städtische Galerie Bremen)
  • Dr. Frank Schmidt (Direktor Museen Böttcherstraße)
  • Dr. Matilda Felix (Leiterin Städtische Galerie Delmenhorst)
  • Marie Oucherif (Artistic Director Künstler:innenhaus Bremen)

    Beisitzer:innen
  • David Bartusch, Vorsitzender des Freundeskreises der Hochschule für Künste Bremen e. V.
  • Natascha Sadr Haghighian, Professorin an der Hochschule für Künste Bremen

Mit dem Karin Hollweg Preis fördert die Karin und Uwe Hollweg Stiftung seit 2007 die Meisterschüler:innen der Hochschule für Künste (HfK) Bremen. Der Preis wird jährlich in Zusammenhang mit der Ausstellung der Meisterschüler:innen der HfK verliehen, die rotierend in unterschiedlichen Ausstellungshäusern stattfindet. Er ist einer der höchstdotierten Förderpreise aller Kunsthochschulen in Deutschland. Über die Preisvergabe entscheidet jedes Jahr eine hochschulexterne Jury, die sich aus Kunstexpert:innen aus Bremen und dem Umland zusammensetzt. Der Preis ist mit 18.000 Euro ausgewiesen, wobei eine Hälfte als Preisgeld direkt an die Preisträger:innen ausgezahlt wird, die zweite Hälfte ist für die Realisierung einer Einzelausstellung reserviert. Weitere 2.000 Euro werden der ausstellenden Institution der Meisterschüler:innen Ausstellung zur Verfügung gestellt. Damit beläuft sich die Förderung auf insgesamt 20.000 Euro pro Jahr.

Bisherige Preisträger:innen: das Dilettantin Produktionsbüro (Anneli Käsmayr und Jenny Kropp zusammen mit Claudia Heidorn, Anna Jandt und Alberta Niemann) (2007), Verena Johanna Müller (2008), Christian Haake (2009), Nicolai Schorr (2010), Noriko Yamamoto (2011), Janis E. Müller (2012), Franziska Keller (2013), Z. Schmidt (2014), Tobias Heine (2015), Claudia Piepenbrock (2016), Felix Dreesen (2017), Zhe Wang (2018), Mattia Bonafini und Luisa Eugeni (2019), Kate Andrews (2020), Shirin Mohammad (2021), Martin Reichmann (2022), Hannah Wolf (2023), Wiebke Mertens (2024).

Die jährlichen Ausstellungen der Meisterschüler:innen geben einen facettenreichen Einblick in die Qualität und Vielfalt der aktuellen Kunstproduktion Bremens. 2025 sind 12 Künstler:innen an der Ausstellung beteiligt, die ausnahmslos neue Werke zeigt. Vertreten ist eine mehrdimensionale Auswahl zeitbasierter Kunstwerke und Installationen, die verschiedene Medien miteinander kombinieren. Einige Arbeiten verbinden Skulptur mit Klang- und Filmelementen. Weitere Werke nutzen körperlich-biografische Formen in der Bildhauerei oder setzen sich medienübergreifend mit digitalen Welten sowie gesellschaftlichen Themen wie urbaner Melancholie und sozialer Entfremdung auseinander. Die Ausstellung versteht Raum und Gesellschaft nicht als bloße Hintergründe, sondern als aktive Orte der Reflexion über Wahrnehmung und Halt im Leben. Die diesjährige Ausstellung findet in der Weserburg Museum für moderne Kunst statt.

what is that invisible thing your arm is resting on wurde kuratiert von Julian Lautenbach.

Künstler:innen der Ausstellung: Vafa Aminikia, Noelle Millicent BuAbbud, Reika Hattori, Yuxiao Huang, Joya Bahkyi, Minjeong Park, Leon Sahiti, Caroline Antonia Schlingemann, Yuliya Tsviatkova, Abdulghaffar Tammaa, Florian Witt, Guibok Yang

Eine Kooperation der Hochschule für Künste Bremen und der Weserburg Museum für moderne Kunst

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