Freitag | 10. Februar 2023

Klangzauber der Romantik

HfK Bremen präsentiert das Hanze Symphony Orchestra am 20. Februar 2023 in der Glocke

Eine Pressemitteilung von Jens Fischer

© Hochschule für Künste Bremen – Lukas Klosele

Es sind besondere Höhepunkte im Konzertleben der Hochschule für Künste (HfK) Bremen: Alle zwei Jahre tun sich HfK-Studierende mit niederländischen Kommiliton:innen der Partnerhochschule, dem Prins Claus Conservatorium Groningen, zusammen – sie proben neun Tage lang und konzertieren dann als Hanze Symphony Orchestra. Jetzt ist dazu wieder die Zeit. Die Auftritte finden am 20. Februar 2023 in der Glocke, 20 Uhr, sowie am 17. Februar 2023, 20 Uhr, in Emmen (Atlas Theater) und am 19. Februar 2023, 15 Uhr, in Groningen (De Oosterport) statt.  

Dabei widmet sich das Gemeinschaftsprojekt zwei opulent romantischen Werken von Sergej Rachmaninoff und Anton Bruckner, die mittlerweile zum Standardrepertoire der Orchester gehören, dennoch eigenartig, eigenwillig bleiben.

Die Hochschulen bieten ihren Studierenden dank dieser Kooperation die Möglichkeit, mit vereinten Kräften mühelos die Größe und Klangstärke eines Orchesters zu erreichen, mit dem auch großorchestrale symphonische Werke des 18., 19. und 20. Jahrhunderts gemeinsam erarbeitet werden können. Bei den Proben und im Konzert sitzt in allen Instrumentalgruppen immer ein Studierender aus Bremen neben einem aus Groningen. Dem Publikum bieten die Abschlusskonzerte dann einzigartige Möglichkeiten, sich von Können und Engagement der musikalischen Nachwuchskünstler:innen zu überzeugen. Beteiligt sind in diesem Jahr 44 Groninger und 44 Bremer Studierende: dreißig Violinist:innen, zwölf Bratschist:innen, zehn Cellist:innen, acht Kontrabassist:innen, zehn Holzbläser:innen, vierzehn Blechbläser:innen und vier Perkussionist:innen.

Von Anton Bruckner kommt die 4. Sinfonie zu Gehör. Der norwegische Dirigent Stefan Veselka, Professor für Orchester und Ensembleleitung an der HfK Bremen, bezeichnet die Sinfonie als eines „meiner Lieblingswerke“. Den von Bruckner selbst gesetzten Untertitel „Die Romantische“ findet er aber nicht ganz passend, vielmehr habe die Sinfonie „etwas Mystisches, fast Meditatives in sich“. Ganz behutsam wird der schlummernde Klangzauber entfacht. Ein flirrendes Streichertremolo setzt im Pianissimo ein, darauf erhebt sich die um eine Quinte fallende und wieder aufsteigende Ohrwurmkantilene des Horns. Diese Melodie schwebt wie ein Klang aus einem fernen Kosmos herüber und ist die Keimzelle aller folgenden Themen, Motive und ihrer Verästelungen. Ein solides Fundament findet sie auf dem Rhythmus, der nach dem Komponisten benannt ist: zwei Viertelnoten im Wechsel mit drei Vierteltriolen.

Zum Auftakt des Konzerts ist das 2. Klavierkonzert c-Moll op. 18 von Sergeij Rachmaninoff zu hören. Veselka: „Es beginnt ebenso wie Bruckner aus dem Nichts mit dem Solisten am Klavier. Große und leise Akkorde bauen sich auf bis zum Einsetzen des Orchesters. Der Anfang ist im Gegensatz zu Bruckners Sinfonie eher dunkel und melancholisch. Das Konzert ist sehr virtuos für den Solisten geschrieben, aber dadurch, dass Rachmaninoff die Melodien und die Begleitung so genial verwoben hat, entsteht beim Hören ein absolutes Miteinander von Solist und Orchester.“ Der Solist in der Bremer Glocke ist HfK-Student Beor Lee, der im Jahr 2022 unter anderem den Musik-Hochschulpreis in der Kategorie „Solokünstler“ erhalten hat.

SERGEJ RACHMANINOFF
2. Klavierkonzert c-Moll op. 18 (1901 uraufgeführt)
Solist: Beor Lee

ANTON BRUCKNER
Sinfonie Nr. 4 Es-Dur "Die Romantische" (1881 uraufgeführt)

 

Ort: Glocke Bremen

Zeit: 20. Februar 2023, 20 Uhr

Eintritt: 20 € / 10 € erm.

Tickets im Vorverkauf über die Glocke oder an der Abendkasse.

17. Februar 2023, 20 Uhr, Emmen (Atlas Theater)

19. Februar 2023, 15 Uhr, Groningen (De Oosterport)

Beor Lee studiert zurzeit an der HfK Bremen für das Konzertexamen mit Prof. Patrick O'Byrne und Artem Yasynskyy.

Er begann bereits im Alter von sieben Jahren Klavier zu spielen und hielt 2008, im Alter von 15 Jahren, sein erstes Klavierkonzert.

Von 2012 bis 2017 setzte Beor Lee seine pianistische Ausbildung an der Yonsei University in Korea fort, studierte dort mit Vollstipendium und erwarb seinen Abschluss summa cum laude. Während des Studiums gewann er viele Wettbewerbe – wie den Steinway Förderpreis Hamburg, Hochschulpreis Bremen, CBS music Competition, Buam Competition, Korea Herald Competition und Samik Competition.

2019 wurde Beor Lee durch ein Stipendium des DAAD gefördert.

Er hat eine große Leidenschaft für Kammermusik, war Gründungsmitglied des Klavierensembles „Y us“, des Ensembles „Herz“ und „Pisces“, für die er zahlreiche Werke komponierte und aufführte.

Stefan Veselka wurde als Sohn tschechischer Eltern im norwegischen Stavanger geboren. Er studierte zunächst Klavier bei Christoph Lieske am Salzburger Mozarteum, anschließend bei Hans Leygraf an der Hochschule der Künste in Berlin.

Zahlreiche Auftritte als Solist sowie auch als Kammermusiker führten Stefan Veselka in fast alle europäischen Länder, nach Japan und in die USA. Aus mehreren internationalen Klavierwettbewerben – darunter der Europäische Klavierwettbewerb in Luxemburg, der Beethoven-Klavierwettbewerb in Wien oder der Artur-Schnabel-Klavierwettbewerb – ging er als Preisträger hervor. Seit 1992 realisierte der Pianist mehrere CD-Einspielungen, wie beispielsweise 2004 das komplette Klavierwerk Dvořaks zu dessen 100. Todestag. Dafür wurde er mit dem Classical Internet Award ausgezeichnet.

Nach Dirigierunterricht bei Kerry Taliaferro und Kazushi Ono ist Stefan Veselka auch als Dirigent mit Auftritten in ganz Europa tätig. Von 2014 bis 2021 war er stellvertretender GMD und 1. Kapellmeister am Theater Münster, nachdem er zuvor in eben dieser Position am Stadttheater Bremerhaven engagiert war. Stationen davor waren das Badische Staatstheater Karlsruhe sowie die Schleswig-Holsteinische Landesbühne.

Höhepunkte waren u. a. Konzerte in der Philharmonie Berlin, im Musikverein Wien und sein Debüt im Concertgebouw Amsterdam mit dem Brabant Sinfonieorchester sowie eine Neuproduktion von „Katja Kabanowa" mit dem Regisseur Harry Kupfer, die zum Internationalen Leoš-Janáček-Festival 2012 nach Brno eingeladen wurde. Im Januar 2015 dirigierte Veselka „Katja Kabanowa" an der Opera Dijon, im Jahr 2018 folgte dann „Jenufa“ in Dijon und 2019 ebenfalls „Jenufa" in Caen. Im November 2022 gab er sein Debut an der Norwegischen Nationaloper in Oslo als musikalischer Leiter für „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán.

Seit 2021 ist Stefan Veselka Professor für Orchester und Ensembleleitung an der Hochschule für Künste Bremen.