Hologramme werden von wichtigen Versprechen für digitale Erinnerungskulturen begleitet: Empathie, Nähe, Identifikation. Zugleich sind sie in ihren diskursiven, sozio-technischen und imaginären Codierungen hochkomplex und aus affekttheoretischer Perspektive auch anfällig für die Reproduktion von Gewalt. Am Beispiel des Legacy Museum in Montgomery, Alabama, interessiert mich, ob Hologramme im Kontext des digitalen Gedächtnisses von Sklaverei und kolonialem Rassismus in der Grammatik des Computational Blackface funktionieren und damit eine Form digitaler Gewalt darstellen.
Mit „computational blackface“, das ich in Bezug auf digitales Blackfacing diskutiere, meine ich eine mediatisierte Suggestion von Gleichheit oder zumindest Nähe, die durch Berechnung mitproduziert wird und die – wie im Fall der historischen Theaterpraxis des Blackfacing – ein falsches Gefühl von Solidarität oder trügerische Empathie implizieren kann. Es wird diskutiert, inwieweit diese durch digitale Mittel und algorithmische Vorhersagen erzeugte Suggestion nicht nur die Geschichte als solche näherbringt, sondern auch kolonial-rassistische Mechanismen der Entmenschlichung nachstellt. Ausgehend von einem multidirektionalen Ansatz (Rothberg 2021 [2009]) interessiere ich mich jedoch für die verschiedenen historischen Bezüge zu den Gewaltgeschichten des anti-schwarzen und anti-muslimischen Rassismus, des Antisemitismus und des ultranationalistischen Anti-Einwanderungsrassismus, um ein Konzept der Erinnerung im Kontext digitaler Kulturen zu entwickeln, das auf Solidarität, Gemeinschaft und sogar Schönheit basiert. Das Alternative Denkmal für Deutschland (ADfD) ist beispielhaft für ein solches Konzept und wird am Ende meines Vortrags besprochen.
Katrin Köppert ist Kunst- und Medienwissenschaftlerin. Derzeit vertritt sie die Professur für Medientheorien an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist Juniorprofessorin für Kunstgeschichte/Populärkulturen an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Sie ist Co-Leiterin des von VW geförderten Projekts „Digital Blackface. Racialized Affect Patterns of the Digital“ sowie des DFG-Forschungsnetzwerks „Gender, Media and Affect“. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen digitaler Kolonialismus und Extraktivismus, post-/dekoloniale Theorien der Informatik, kritische Theorien des Anthropozäns in Kunst und visueller Kultur sowie queere Kunstgeschichte und queere Medienwissenschaft.