Elastizität ist die Fähigkeit, sich zu dehnen und in einen neuen Ausgangszustand zurückzukehren. Sie umfasst Widerstand und elastische Resilienz, um Bewegungen wie Oszillation und Vibration zu erzeugen. Ein elastisches Material verformt sich, wenn eine Kraft auf es einwirkt, und kehrt nach dem Entfernen dieser Kraft zu einem Ursprung zurück – einem, der niemals genau derselbe ist.
Nach Dehnung, Kompression, Biegung und Rückkehr findet in jeder elastischen Szene, in jedem elastischen Material eine ständige Veränderung statt. Es kommt zu Verlust und Abnutzung, aber gleichzeitig wird auch etwas gewonnen – im Prozess des Lernens, elastisch zu sein.
Elastische Medien haben die Fähigkeit, flexibel auf die Kräfte starrer Infrastrukturen oder Normen zu reagieren und sich ihnen anzupassen – sei es in der Gesellschaft oder in digitalen Systemen. Dies bedeutet, dass Medien sich in einem Zustand ständiger Neukonfiguration befinden, in dem sie auf interne und externe Kräfte reagieren. Gleichzeitig tragen sie eine fast obsessive Absicht in sich, zu einer unmöglichen Vergangenheit oder einer Retro-Zukunft zurückzukehren.
Gemeinsam werden wir Beispiele für elastisches Verhalten in den Auseinandersetzungen von Gemeinschaften analysieren: Zum Beispiel müssen Migrant:innen ihre Kultur in einem fremden Land anpassen. Und kolonialisierte Gemeinschaften sind gezwungen, auf externe Kräfte zu reagieren, die in ihre Gebiete eindringen, um „natürliche Ressourcen“ – wie Gold, Kupfer, Coltan und Lithium – durch extraktivistische Systeme auszubeuten. Wir werden die elastischen Grenzen in diesen Situationen untersuchen und diese Fälle als zentrale Referenzen für die kritische Entwicklung unserer eigenen Werke nutzen.
In diesem Kurs werden wir mit elastischen Materialien experimentieren und elastische Artefakte, Instrumente, Algorithmen und Geräte entwickeln, um mit ihnen zu performen. Außerdem werden wir Codesysteme programmieren, die elastisches Verhalten innerhalb der starren Strukturen der heutigen digitalen Welt ermöglichen.
Wir werden die Theorien von Suely Rolnik, Gilles Deleuze Félix Guattari, Silvia Rivera Cusicanqui, Yásnaya Aguilar, Eduard Glissant, Arturo Escobar und Catherine Malabou lesen, um Momente der Elastizität in ihren Texten zu untersuchen. Diese Lektüren werden uns dabei helfen, unsere eigene verkörperte Theorie der Elastizität zu entwickeln und sie mit den von uns geschaffenen elastischen Artefakten und Instrumenten zu verbinden.
Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine E-Mail schreiben an: ilopezdemesamoyano@hfk-bremen.de