Eine sich schnell wandelnde, technoglobalisierte kapitalistische Ökonomie benötigt immer mehr Rohstoffe und Mineralien wie Lithium oder Süßwasser. Ist es notwendig, die Art und Weise, wie (digitale) Infrastrukturen derzeit unsere Beziehung zur Natur vermitteln und verändern, neu zu untersuchen? 
Dieses Seminar bietet eine kritische Perspektive auf die Verknüpfungsprozesse zwischen Materie, Natur und (digitaler) Technologie. Als zentrale theoretische Untersuchung werden wir versuchen, den Begriff der „Korrektur” in eine achtsame und spekulative Erzählung der „Unkorrektur” zu verwandeln. Das groß angelegte Infrastrukturprojekt aus dem 18. Jahrhundert, bekannt als „Weserkorrektion”, wird dabei als Fallstudie dienen. Das Projekt wurde von der Freien Hansestadt in Auftrag gegeben, um den unteren Teil der Weser zu begradigen, damit größere Schiffe Bremen anlaufen können, was die komplexen historischen und kolonialen Beziehungen zwischen Wasser, Land und Seehandel deutlich macht. Aber gab es wirklich etwas zu korrigieren? Wir werden andere laufende Infrastrukturprojekte untersuchen, wie zum Beispiel das riesige Netz von Unterwasserkabeln, das die globale Kommunikation aufrechterhält.
Die Methodik dieses Seminars umfasst eine Reihe von Exkursionen zu Orten in Bremen und Umgebung, wie Wäldern, dem Hafengebiet und Dämmen, an denen die Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit von Infrastrukturen hinterfragt werden kann. Wir werden uns mit Infrastrukturen aus einer hydrofeministischen Perspektive befassen, beispielsweise anhand des Buches „Hydrofeminist Thinking with Oceans“, sowie mit Theorien, die diese Beziehung sowohl im künstlerischen als auch im wissenschaftlichen Kontext definieren (z. B. Karen Barad, Lynn Margulis, Eduardo Galeano, Bruno Latour, Fabian Borges – Technoshamanism). Wir werden diese Theorien in Bezug auf die Infrastrukturen der Materie untersuchen und erforschen. Zahlreiche künstlerische Projekte dienen hier als Ausgangspunkt.
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A rapidly metamorphosizing techno-globalized capitalist economy demands more and more raw materials and minerals, such as lithium or fresh water. Is there a need to reexamine the way infrastructures (digital) are currently mediating and transforming our relation to nature? 
This seminar proposes a critical perspective on the processes of entanglement between matter, nature, and (digital) technology. As a principal thought exercise, we will attempt to shift the notion of “correction”, into a more caring and speculative narrative of “un-correction”. The 18th Century large-scale infrastructure project known as “Weserkorrektion”, will be our departure case study. The project was commissioned by the Free Hanseatic City, to straighten the lower part of the Weser, in order to allow larger ships to arrive at Bremen, placing into evidence the complex historical and colonial relations between water, land and maritime trade. But was there really anything to correct? We will examine other ongoing infrastructure projects, such as the vast network of underwater sea cables that sustain global communications.
The methodology of this seminar will include a series of field visits to places in Bremen and its surrounding, such as forests, the port area and dams, where the visibility/invisibility of infrastructures can be questioned. We will read about infrastructures through a Hydrofeminist lens, such as the book Hydrofeminist Thinking with Oceans, as well as theories that define this relationship in both artistic and scientific contexts. (e.g. Karen Barad, Lynn Margulis, Eduardo Galeano, Bruno Latour, Fabian Borges -Technoshamanism). We will explore and investigate these theories concerning the infrastructures of matter. Numerous artistic projects serve as starting points here.