Die zunehmende Verfügbarkeit und Verbreitung von Messinstrumenten hat jedem die Möglichkeit eröffnet, Daten aus unserer natürlichen Umwelt zu sammeln. Neben dem praktischen Zugang zu existierenden und weiter expandierenden Open-Source-Datenbanken, die alle Arten von Datei Archiven enthalten, von präzisen Klimamessungen über Fluktuationen in Flussläufen bis hin zu Statistiken über die Verbreitung von Viren usw, sind die Daten selbst zu einem konkreten Arbeitsmaterial für Künstler*innen aus verschiedenen Bereichen geworden.
In diesem Seminar werden wir die künstlerischen Potenziale, aber auch die Risiken und Konsequenzen der Nutzung von Datenarchive als Arbeitsmaterial diskutieren. Wie hat diese Verfügbarkeit von Informationen unsere Wahrnehmung und unser Verständnis der physischen Welt beeinflusst? Wie haben Künstlerinnen diese Materialien untersucht, um die Grenzen der Repräsentation zu überschreiten oder zu erweitern?
Wir lesen Texte von Autor*innen, die über die Sammlung und Nutzung von Daten in der heutigen Gesellschaft schreiben. Zum Beispiel die Fetischisierung von Daten, über die Byung-Chul Han spricht, oder die Konzepte des Daten Kolonialismus, auf die Tiara Roxanne eingeht. Wir werden uns auch mit künstlerischen Praktiken befassen, die mit Daten im Anthropozän arbeiten, wie die Kunstwerke von Mimi Onouha, die Narrative des technologischen Fortschritts hinterfragen, oder Ryoji Ikedas Darstellung riesiger Datenmengen. Als Ausgangspunkt werden wir den Kurzgeschichte von Jorge Luis Borges "Über Genauigkeit in der Wissenschaft" lesen, der über die Komplikationen der Messung und Kartografie nachdenkt.