HfK-Alumna Paula Hurtado Otero und die Abschlusspräsentation Bremer Atelierstipendium 2022
An die 1988 in Kolumbien geborene HfK-Alumna Paula Hurtado Otero ging das Bremer Atelierstipendium 2022. Die dabei entwickelte künstlerische Arbeit ist bis 15. Januar 2023 im Künstlerhaus Bremen zu erleben unter dem Titel „The Carrier, The Pot, The Instrument“: eine Multimediainstallation mit Video, Text, Sound, Keramikobjekten und Steinen. Ihren Fokus beschreibt die Künstlerin als eine „Arbeit am Narrativ“, das sich aus einer persönlich bedingten Fragestellung entwickelt, immer aber seine gesellschaftsrelevante Ebene mitdenkt.
Zur Abschlusspräsenation des Atelierstipendiums 2022 schreibt Nadja Quante, künstlerische Leiterin des Künstlerhauses: „Paula Hurtado Otero interessiert das gemeinschaftsbildende und verbindende Element von Geschichten und das Potenzial der Fiktion, eine alternative, multiperspektivische Realität zu zeichnen. In ihren multimedialen Installationen erforscht sie Formen des Storytellings und hinterfragt von Kolonisierung geprägte Narrative. Ihre künstlerische Praxis basiert auf langfristigen Recherchen, Kollaborationen und Reisen.
Während ihres einjährigen Atelierstipendiums im Künstlerhaus Bremen hat sich Hurtado Otero mit Gefäßen als Archiv und Träger unsichtbarer Geschichten befasst. In ihrer neuen Arbeit mit dem Titel The Carrier, The Pot, The Instrument fügt die Künstlerin Video, Sound, Text und Objekte zu einer Installation zusammen, in der jedes Element Träger einer Geschichte ist. Sie erzählt eine Geschichte von Körpern im Zusammenspiel der fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum. Die Videokamera umkreist ein Objekt mit fünf miteinander verbundenen Gefäßen, das auch in der Installation auf einem trockenen Flussbett aus Steinen zu sehen ist. Fünf Frauen ertasten und untersuchen den keramischen Körper, die Oberfläche, die Form und den inneren Raum des Gefäßes. Sie schwenken das Gefäß und lassen das Wasser von einem Körper des Gefäßes zum nächsten fließen – so wie Geschichten von einem Körper zum anderen weitergegeben werden. Sie bringen das Objekt zum Klingen – ohne dass der Ton hörbar wird, denn das Video bleibt stumm. Ein englischer Text in den Untertiteln des Videos erzählt eine poetische Geschichte, die sich in miteinander verwobenen Strängen entfaltet: Ein Gespräch zwischen einem Gefäß und einer Frau, eine Geschichte über die Beziehung zwischen Mensch und Feuer. Mit dem Gefäß aufgenommene Geräusche sind über Lautsprecher im Raum zu hören – der klingende Körper des Gefäßes, Klopfen, Wasser, eine Stimme, die in das Gefäß spricht.
Die Geschichte entsteht im Dazwischen – in der Parallelität, aber nicht Synchronizität von Bild, Text, Ton, Stimme, Objekt und Landschaft. Sie stellt die Linearität in Frage, die der Geschichte normalerweise zugeschrieben wird, und ersetzt sie durch verschiedene Geschichtsstränge. In Hurtado Oteros poetischer Annäherung wird das Gefäß zur Verkörperung von Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raums – des Äthers, in dem es entstanden ist.“
Die Künstlerin
Paula Hurtado Otero (* 1988 in Kolumbien) lebt und arbeitet seit 2011 in Bremen. Hier studierte sie Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen bei Prof. Ingo Vetter und bei Prof. Natascha Sadr Haghighian, bei der sie 2019 ihr Studium als Meisterschülerin abschloss. 2014 erhielt sie ein Stipendium des DAAD sowie 2016 das Heinz-A.-Bockmeyer-Reisestipendium.
Impressionen der Installation von Paula Hurtado Otero im Künstlerhaus Bremen
Das Bremer Atelierstipendium
Das Bremer Atelierstipendium wird seit 2017 jährlich vom Senator für Kultur an eine Bremer Künstler:in vergeben und umfasst einen zwölfmonatigen mietfreien Arbeitsraum sowie 600 Euro als monatlichen finanziellen Zuschuss für die Umsetzung der künstlerischen Arbeit. Ziel des Stipendiums ist, junge Künstler:innen beim Einstieg in das professionelle Berufsleben und bei der Vernetzung im Kunstbetrieb zu unterstützen und ihre künstlerische Arbeit vor Ort zu etablieren. Das Künstlerhaus Bremen stellt dafür einen Atelierarbeitsplatz zur Verfügung, ermöglicht den Austausch mit Kolleg:innen sowie einen Einblick in die Praxis eines international vernetzten Ausstellungsraumes. Die Betreuung der Stipendiatin erfolgt durch die künstlerische Leitung des Künstlerhauses und weiterer externer Kurator:innen. Das Stipendium endet mit einer Werkausstellung in der Galerie des Künstlerhauses.